Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Schwanheide: Nationalsozialisten entdecken Widerstandsgruppe tschechoslowakischer Arbeiter bei Heeresbaustelle in Schwanheide

7. Mai 1941

Arbeiter Sabotage Widerstand durch Ausländer Rundfunkverbrechen Flugblätter

„Eine einflußreiche Widerstandsgruppe tschechoslowakischer Arbeiter entstand bei der Heeresbaustelle in Schwanheide, einer Zweigstelle des zur Dynamit-AG gehörenden Sprengstoffwerkes Dömitz. Den Kern der Gruppe bildeten die Arbeiter Miroslav Bissinger und Emanuel Fiala aus Prag, Karl Levicki aus Mährisch-Ostrau, Josef Mifka aus Brünn, Peter Mühlfeld aus dem Kreis Biberanz in Böhmen und Wenzel Tucny aus Prag. Sie lebten in Schwanheide in einem Arbeitslager, wo mehrere hundert polnische, deutsche und tschechoslowakische Arbeiter untergebracht waren. … Offensichtlich standen sie mit der tschechoslowakischen antifaschistischen Widerstandsbewegung in ihrer Heimat In Verbindung. Als Josef Mifka und Peter Mühlfeld im Frühjahr 1940 zu einem kurzen Urlaubsaufenthalt in ihrer Heimat waren, brachten sie deutschsprachige antifaschistische Flugblätter mit und verteilten diese im Lager. Wahrscheinlich hatten sie zu Hause auch nähere Instruktionen für die Organisierung des Widerstandes erhalten, denn nach ihrer Rückkehr kam es zu einem festen Zusammenschluß der Gruppe und zu einem zielgerichteten Wirken. Im März 1940 hatte sich Emanuel Fiala ein Rundfunkgerät gekauft. Regelmäßig hörten sie nach 22.00 Uhr gemeinsam ausländische Sendungen, vornehmlich den Londoner und den Pariser Rundfunk. Systematisch verbreiteten sie die Meldungen unter den Arbeitern der Baustelle. … Anfang Juli 1940 gelang es der Gestapo, die Widerstandsgruppe zu entdecken. Nach monatelangen Untersuchungen wurden diese mutigen Antifaschisten am 7. Mai 1941 vor ein faschistisches Gericht gezerrt, das sie zu insgesamt 16 Jahren und einen Monat Zuchthaus verurteilte.“[1]

[1] Jahnke, Karl Heinz u. A.: Der antifaschistische Widerstandskampf unter Führung der KPD in Mecklenburg 1933 bis 1945, Berlin 1985, S. 200.