Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Kühlungsborn: Ausreiseantragsteller versammeln sich in Dorfkirche

5. März 1988

Ausreiseantragsteller Widerstand aus der Evangelischen Kirche Liebknecht-Luxemburg Demonstration

In den 1980er Jahren versammelten sich während der sonntäglichen Gottesdienste regelmäßig Ausreiseantragsteller auf der Empore der Dorfkirche Kühlungsborn.[1] Am 5. März 1988 stellte die Volkspolizei außerdem fest, dass im Schaukasten des evangelischen Gemeindehauses Plakate mit „provokativem Inhalt“ zu sehen seien.  Eines zeigte eine Personengruppe die ein Transparent mit der Aufschrift „Freiheit ist die Freiheit des Anderen“[2] trug. Ein anderes zeigte eine einzelne Person mit einem Transparent auf dem stand „Wir fordern Artikel 27“.[3] Auf Zeichnungen seien außerdem „Gitterstäbe und ein Schloß“, „Menschen, die aufeinander ein schlagen, um eine Demonstration aufzulösen“, ein „Erhängter an einer Wohnzimmerlampe“, „ein Rohr aus dem Gülle fließt“ und anderes zu sehen. Das Ministerium für Staatssicherheit forderte umgehend von Matthias Burkhardt[4] die Plakate zu entfernen. Burckhardt erklärte, dass es sich um eine Passionsmeditation der örtlichen Schaukastengruppe wie auch Bilder handele, die sich auf die Luxemburg-Liebknecht-Demonstration[5] im Januar 1988 in Ost-Berlin bezögen und die bereits einige Wochen im Kasten hängen würden. Durch Druck und Drohung entfernte Burkhardt die Plakate.[6]

[1] Vgl. Frank, Rahel: »Realer - exakter - präziser«? Die DDR-Kirchenpolitik gegenüber der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs von 1971 bis 1989, Schwerin 2004, S. 438.

[2] http://www.mdr.de/damals/archi...

[3] http://www.dhm.de/archiv/ausst...

[4] http://www.mv-taschenbuch.de/i...

[5] http://www.mdr.de/damals/archi...

[6] Vgl. Halbrock, Christian: „Freiheit heißt, die Angst verlieren“ Verweigerung, Widerstand und Opposition in der DDR: Der Ostseebezirk Rostock, Göttingen 2014, S. 241f.