Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Wismar: Kommunist bringt andere Kommunisten mit Boot ins Exil, wird verhaftet und umgebracht

20. Januar 1942

Kommunistischer Widerstand

Johann Frehse (1886–1942), Schiffszimmermann und Fischer,  wurde 1931 Mitglied der Kommunistischen Partei, bei der er Funktionär, Politischer Leiter und Kassierer war. Vorher hatte der SPD und der USDP (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) angehört. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP ging Johann Frehse, der schon in der Weimarer Republik an antifaschistischen Aktionen teilgenommen hatte, in den Widerstand. 1933 wurde er das erste Mal kurzzeitig festgenommen. Er war daran beteiligt, Kommunisten mit seinem Fischerboot ins Exil zu bringen. Als er im Mai 1934 dem Vorsitzenden der Wismarer Ortsgruppe der KPD Franz Jakubek (1908-1945) zur Flucht nach Dänemark verhelfen wollte, wurde er bei der Insel Poel verhaftet. Am 6. Dezember 1934 verurteilte ihn das Hanseatische Oberlandesgericht Hamburg nach einer Anklage der Vorbereitung zum Hochverrat zu eineinhalb Jahren Gefängnis, die er in Dreibergen-Bützow verbüßte.

Nach der Haftentlassung kehrte Johann Frehse zu seiner Familie nach Wismar zurück. Er war weiter im kommunistischen Widerstand tätig. Nach dem Verrat durch einen Gastwirt in der Nähe von Wismar erfolgten im November 1939 seine Verhaftung sowie die 13 weiterer KPD-Mitglieder. Die Gestapo wies ihn am 12. Dezember 1939 in die Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz ein, von dort kam er am 25. Januar 1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Am 28. August 1940 überstellte man ihn in das Konzentrationslager Dachau. Im Rahmen der „Sonderbehandlung 14 f 13“, bei der die Nationalsozialisten ab März 1941 in den Konzentrationslagern invalide und arbeitsunfähige Häftlinge, die sie als lebensunwert eingestuft hatten, ermordeten, wurde Johann Frehse am 20. Januar 1942 in die Tötungsanstalt Schloß Hartheim gebracht und dort vergast. Insgesamt wurden fast 2.600 in Dachau inhaftierte Menschen in Hartheim getötet. Diese Aktion unterlag strengster Geheimhaltung. Die Tötungsanstalt wurde daher weder in Johann Frehses Sterbeurkunde noch in anderen Unterlagen des KZ Dachau als Todesort bzw. als Zielort eines Transportes angegeben. Gemäß den „offiziellen“ Angaben verstarb Johann Frehse am 26. Februar 1942 im KZ Dachau an einem Herz-Kreislaufversagen.*

 

* Bersch, Falk: Stolpersteine in Wismar. Wismar 2018, S. 49–53.