Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Neubrandenburg: Kirchliche Mitarbeiter bereiten erste Demonstration vor

10. Oktober 1989

Demonstration Widerstand aus der Evangelischen Kirche

Pastor Fridolf Heydenreich berichtet über den 10. Oktober 1989 in Neubrandenburg: „In der Mitarbeiterbesprechung unserer Johannisgemeinde wird kurzfristig festgelegt, für Mittwoch, den 11.10., zum ersten Friedensgebet einzuladen. Um die Mittagszeit wird im Schaukasten an der Johanniskirche die erste Einladung ausgehängt, am Nachmittag auch in der Oststadt und bei St. Michael.

Aus einem ‚Entscheidungsvorschlag‘ der Abteilung XX (Bekämpfung der politischen Untergrundtätigkeit) des MfS vom 10.10.89 zum ‚sogenannten Friedensgebet‘ in Neubrandenburg: ‚Erkenntnisstand: Organisatorische Vorbereitung und Durchführung/Leitung durch die Pastoren Müller und von Saß sowie Vikar* Boek (alle Nbg.) Handlungsvariante:

+ offensiver VP/MfS-Einsatz nur bei Krawallaktionen bzw. beim Zeigen von staatsfeindlichen Losungen

+ bei anderen öffentlichkeitswirksamen, aber friedlichen Handlungen, wie z. B. Schweigemarsch mit und ohne Kerzen, Diskussionsrunden vor der Kirche kein offensiver Kräfte- und Mitteleinsatz (Begleitung durch VP in Betracht ziehen).‘

*(Boek ist nicht Vikar, sondern als Diakon Kreisjugendwart der evangelischen Kirche)“[1]

[1] Heydenreich, Fridolf: Herbst 1989 - Frühjahr 1990. Die Geschichte unserer friedlichen Revolution. Eine Chronologie der Ereignisse in Neubrandenburg aus der Sicht von Fridolf Heydenreich, Neubrandenburg 1993,  S. 7.