Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Lüttenhagen: Ukrainischer Landarbeiter hilft sowjetischen Kriegsgefangenen und wird verurteilt

10. Februar 1944

Kritik Hilfe für Kriegsgefangene Widerstand durch Ausländer Zwangs-/Vertragsarbeiter Landwirtschaft

Der auf dem Gut Lüttenhagen tätige Landarbeiter Hermann Schäfer war 1933 „wegen kommunistischer Betätigung aus Preußen ausgewiesen worden war. Als sowjetische Kriegsgefangene auf das Gut kamen, zogen die Faschisten ihn, den gebürtigen Ukrainer, wiederholt als Dolmetscher heran. Zwischen Hermann Schäfer und den sowjetischen Bürgern entwickelte sich ein enges freundschaftliches Verhältnis. … So informierte er sie unter anderem über die Befreiung Charkows durch die sowjetischen Truppen. Seine Kinder hatte Hermann Schäfer ebenfalls im fortschrittlichen Sinne erzogen. Dafür spricht auch das Auftreten seines Sohnes, der ebenfalls in Lüttenhagen als Landarbeiter beschäftigt war. Wiederholt hatte er offen die Wahrheit über den Krieg ausgesprochen. So stellte er laut Vernehmungsprotokoll die Frage: ‚Wer hätte denn Schuld am Krieg und die Russen angegriffen?‘ Als seine Gesprächspartner schwiegen, antwortete er selbst, ‚daß die Russen von Deutschland angegriffen wurden, ebenso ist es auch mit Frankreich und Polen gewesen. Deutschland sei daher schuldig an diesem Krieg.‘ Am 15. September 1943 trat er dem Wachmann entgegen, der die auf dem Gut arbeitenden sowjetischen Kriegsgefangenen und polnischen Zwangsarbeiter immer wieder antrieb. Wegen dieses Verhaltens wurde Karl Schäfer verhaftet und am 10. Februar 1944 zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Vater, der in demselben Prozeß mitangeklagt war, erhielt ein Jahr und einen Monat Gefängnis.“[1]

[1] Jahnke, Karl Heinz u. A.: Der antifaschistische Widerstandskampf unter Führung der KPD in Mecklenburg 1933 bis 1945, Berlin 1985, S. 241f.