Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Güstrow: Pfarrer kämpft für kampflose Übergabe der Stadt

2. Mai 1945

Widerstand aus der Evangelischen Kirche Zweifel an Endsieg Widerstand am Kriegsende

„Pastor Sibrand Sieger, der unerschrockene Prediger der Pfarrkirche, ging mit Dr. Krasemann, dem Standortarzt der vielen Lazarette Güstrows, und anderen mutigen Männern, nämlich General a. D. Wilhelm Ulex und Stadtbaurat Richter, zum Oberst Nobis, um ihn zur kampflosen Übergabe zu bewegen. Als dieser Versuch zunächst scheiterte, begaben sich diese vier Männer zum ehemaligen Standortkommandanten Oberstleutnant a. D. Staudinger, einem Güstrower, um ihn zu bitten, sich nochmals bei Nobis für die kampflose Übergabe der Stadt einzusetzen. Nobis aber bedrohte Staudinger mit dem Kriegsgericht wegen Defätismus. Immer noch war es ein Verbrechen, am Endsieg zu zweifeln und den Verteidigungswillen zu lähmen. Aber es gelang Staudinger schließlich durch Hinweis auf die nicht vollendeten Panzersperren an den Zugangsstraßen Güstrows, den Fanatiker Nobis von der Aussichtslosigkeit der Verteidigung Güstrows zu überzeugen und ihn zum Rückzug seiner restlichen Truppe zu veranlassen.“[1]

[1] Vgl.  Stüber, Karl Heinz: all dusend Johr - Episoden aus der Kirchengeschichte Mecklenburgs, 1986, S. 188.