Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Bad Doberan: Erstes Friedensgebet und Demonstration

25. Oktober 1989

Demonstration Pastoren während der Friedlichen Revolution Friedensgebete Musiker

„Rund 3000 Personen versammelten sich am 25. Oktober zum ersten Friedensgebet in Bad Doberan. In der Predigt mahnte Propst Schmidt zur Besonnenheit bei der Umgestaltung des Sozialismus und richtete an die Adresse der SED, dass die Überwindung der Krise nicht durch die Herstellung einer besseren Versorgung zu überwinden sei. Im Anschluss erörterten das Ärzteehepaar Neumann und Gerd Autrum ihre Konfrontation mit Sicherheitskräften. Autrums Schilderung von Misshandlungen löste unter den meisten Anwesenden Betroffenheit aus. Außerdem sang man einige kritische Lieder, darunter ein von Ingo Barz umgedichtetes Lied mit dem bekannten Titel ‚Die Gedanken sind frei.‘ Das Textbuch zum Abend archivierte die SED-Kreisleitung. Nachdem die Veranstaltung im Münster beendet worden war, standen die Teilnehmer etwas unschlüssig auf dem Klostergelände. Wolfgang Stange berichtet: ‚Die jungen Tischler in der PGH ,Vorwärts' haben Plakate gemalt [...] und eines mit der Forderung nach freien Wahlen. Das haben wir vor dem Münster entfaltet. Mit diesem Schild hat sich letztendlich der Zug in Bad Doberan in Bewegung gesetzt. Uns war natürlich allen sehr mulmig. Von hinten wurde man zum Teil angepöbelt, aber sie haben sich nichts daraus gemacht. Das waren junge, kräftige Männer. Uns wurde auch gesagt. die Kampfgruppen seien alarmiert worden, aber davon haben wir nichts bemerkt. Es ist alles ganzfriedlich abgelaufen.“[1] Friedensgebete und Demonstrationen fanden nun an fast jedem Mittwoch statt.

[1] Heinz, Michael: "Der Kampf um die Hirne und Herzen der Menschen tobt ...": friedliche Revolution und demokratischer Übergang in den Kreisen Bad Doberan und Rostock-Land, Bad Doberan 2009, S. 36f.