Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Stralsund: Priester Friedrich Radek gibt Orden zurück

30. April 1958

Der katholische Priester Friedrich Radek, der die kampflose Übergabe Stralsunds an die Rote Armee mitverhandelt hatte,  gründete am 10. Juli 1945 den CDU-Ortsverband Stralsund, noch als Neuauflage der alten Zentrumspartei.[1] Radek wurde erster Kreisvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der CDU. Viele Jahre später, am 30. April 1958, räumte eine Abordnung des Rates der Stadt Stralsund das katholische St.-Joseph-Kinderheim. Die Kinder wurden mit einem Autobus in andere Heime gebracht.  Vorangegangen waren eine Pressekampagne gegen das Heim, Vernehmungen von Angestellten und Kindern des Heimes sowie eine Anordnung des Rates des Bezirkes Rostock, mit der den Ordensschwestern das Erziehungsrecht abgesprochen wurde. Begründung:  Das Fehlen sozialistischer Erziehung und andere Mängel. Noch am selben Tag gab Friedrich Radek, den ihm wegen seiner Verdienste am Kriegsende verliehenen Vaterländischen Verdienstorden in Silber unter Protest dem Oberbürgermeister „zu treuen Händen" zurück.[2]

[1] Vgl. Tischner, Wolfgang: Katholische Kirche in der SBZ/DDR 1945-1951, Paderborn 2001, S. 203.

[2] Knauft, Wolfgang: Katholische Kirche in der DDR. Gemeinden in der Bewährung 1945-1980, Mainz 1980, S. 106.