Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Stralsund: Olof Palme Friedensmarsch beginnt mit kritischen Transparenten

1. September 1987

Öffentliche Losungen Olof Palme Friedensmarsch Sozialer Friedensdienst

Die Stralsunder Architektin Ursula Kaden schreibt über den Beginn des Olof Palme Friedensmarsches am 1. September 1987: „Allerhand Leute waren gekommen. Vor dem Kniepertor stieg die Straße ein wenig an. Da standen sie dicht. Die hatten einen guten Überblick. Links vom Kniepertor war ein Plakat aufgestellt worden, ein riesiges Foto: Erich Honecker und Olof Palme, beide inmitten von Bevölkerung, vorwiegend junger. Erich Honecker im Vordergrund, Kopf bis Bauch, Brustbild. … Es hieß, eigene Plakate waren zugelassen worden. Hatten die vorher noch mal gezeigt werden müssen? Freiheit zum Ausprobieren? Die Prominenz stand, einige Stufen über der Menge, vor der Theatertür unter dem von Säulen getragenen Balkon. Das Arrangement war nicht geglückt. Die Leute auf dem Theatervorplatz wussten nicht so recht, wohin sie schauen sollten: zum tribünenartigen Theatereingang oder zur Straße, wo der „Olof-Palme- Friedensmarsch für einen 300 km breiten atomwaffenfreien Korridor in Europa" erwartet wurde. Vorerst betrachteten sie jedoch das Podium. … Aber noch war es nicht soweit. Da konnte ich einstweilen noch umhergehen, den Medienvertretern zusehen. Von denen wimmelte es. Zeitung, Funk, Fernsehen. Reporter, an den Jacken kleine Schildchen „Presse", Kopfhörer auf, große Mikrofone in den Händen. Kameras vom NDR. Ein Hauch von Welt. Es war ein allgemeines Fotografieren im Gange. … Ich wusste, dass der Kantorkatechet aus der Kirchengemeinde Knieper West und der Stadtjugendwart mit der Jungen Gemeinde ein Plakat gemalt hatten, bunt:

Wenn wir unseren Kindern den Frieden erklären, werden sie später niemandem den Krieg erklären.

… Da waren auf einmal viel zu viele Plakate. Alle an einer Stelle, alle weiß, alle mit gleicher schwarzer Schrift. Dahinter ein schwarzes Plakat mit weißer Schrift. Gerangel. Für einen Moment las ich die weiße Schrift:

Ziviler Wehrersatzdienst ... in der DDR.“[1]

 

[1] Kaden, Ursula: Dazwischen. Die kleine Seite der Friedlichen Revolution, Rostock 2015,  S. 7ff.