1. Mai 1973
Anwälte Literatur Antikommunismus
Andreas Wagener schreibt in seiner Rezension über das Buch „Vereister Sommer. Auf der Suche nach meinem russischen Vater“ von Ulrich Schacht,[1] der 1973 wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde: „Ulrich Schacht erzählt seine Geschichte in zahlreichen Rückblenden. … Wie er seinen eigenen Prozess vor dem Schweriner Bezirksgericht 1973, den Tod seiner Schwester während seiner Haft im DDR-Gefängnis Brandenburg-Görden und — nach seinem Freikauf durch die Bundesrepublik 1976 — die Auseinandersetzung um das Verhältnis zum polnischen Schriftstellerverband auf dem westdeutschen Schriftstellerkongress in Saarbrücken 1984 erlebte, sind Geschichten, die auf seinen Vater und seine frühe Kindheit verweisen. In der Verhandlung vor dem Bezirksgericht Schwerin wollte seine Rechtsanwältin den Vaterverlust als entlastendes Argument in den Prozess einführen, doch Ulrich Schacht lehnte ab, seinen Widerstand gegen die SED-Herrschaft durch den Verweis auf psychische Neurosen zu entschärfen; er kämpfte aus bewusster politischer Überzeugung. Auf dem Kongress in Saarbrücken trug er die Geschichte seiner Eltern als Beleg für tausendfaches Unrecht unter der kommunistischen Herrschaft vor. Für ihn waren demokratischer Antifaschismus und demokratischer Antikommunismus zwei Grundtugenden, die es zu verteidigen und nicht gegeneinander aufzurechnen galt.“[2]
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/...
[2] Zeitgeschichte regional, Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern, Ausgabe 1/2011, S. 101f.