Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Schönberg: Sondermülldeponie - kritisiert von Ost und West

3. Februar 1989

Ökogruppen Umweltschutz

Die Sondermülldeponie Schönberg[1] war Gegenstand für oppositionelles Handeln unterschiedlicher Gruppen. Die westdeutsche Zeitschrift „Kirche im Sozialismus“ berichtete im Oktober 1986, dass sich Umweltgruppen aus Rostock und Grevesmühlen gegen die Sondermülldeponie wehren würden. Rund 50 % aller Giftmülltransporte aus Westeuropa kämen nach Schätzungen der Umweltschützer nach Schönberg. In einer Eingabe an den Staatsrat der DDR, den Rat des Bezirkes Rostock und den Kreis Grevesmühlen würden die Giftmülltransporte beklagt. Es gebe aber keine gesicherten Informationen, der Bevölkerung würde Näheres vorenthalten. Besonders sorgten sich die Umweltgruppen um das Grundwasser, weil Indizien dafür sprächen, dass eine akute Gefährdungslage vorliege. Beispielsweise sei das Travemünder Wasserwerk geschlossen worden.  „Was Umweltgruppen aus der DDR bislang verwehrt ist, wurde einer neunköpfigen Bundestagsdelegation der Grünen aus Bonn ermöglicht. Anfang September wurden die Abgeordneten vom Leiter der Deponie herumgeführt und über die Aufgaben, Laboranalysen, Kontrollen und den technischen Ablauf der Anlage informiert. Nach dem Besuch äußerten sich Vertreter der Grünen eher skeptisch über die Anlage. Während des mehrtägigen DDR-Aufenthaltes wurden die Fraktionsmitglieder auch von Volkskammerpräsident Horst Sindermann und dem Minister für Umweltpolitik, Hans Reichelt, empfangen.“[2]

Das oppositionelle Umwelt-Netzwerk „Arche“[3] lud den grünen hessischen Umweltminister Joschka Fischer und den West-Berliner Umweltsenator ein, die Deponie Schönberg zu besuchen. Auch ihnen galt die Deponie als größte Sondermülldeponie Europas.

Als der Schleswig-Holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm am 3. Februar 1989 Wismar besuchte, schirmten die Sicherheitsorgane der DDR die Mitglieder des Ökumenischen Zentrums Wismar ab, die ihm einen Brief über die Sondermüllimport-Politik der DDR in Bezug auf Schönberg überreichen wollten.[4]

[1] http://www.zeit.de/1986/11/mue...

[2] Kirche im Sozialismus, Zeitschrift  für Entwicklungen in der DDR, Oktober 1986/12. Jahrgang, S. 192.

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/...

[4] Vgl. Stolle, Uta: Der Aufstand der Bürger: Wie 1989 die Nachkriegszeit in Deutschland zu Ende ging, Baden-Baden 2001, S. 46.