16. September 1988
Landeskirchliche Gruppenkoodinierung
Vom 16. bis zum 18. September 1988 trafen sich bei Pastor Eckart Hübener[1] in Rambow rund 30 Vertreter von zehn Basisgruppen der mecklenburgischen und auch pommerschen Landeskirche unter dem Motto „Der Beitrag der Basisgruppen zur Lösung und Bewältigung gesellschaftlicher Probleme“. Ehrhart Neubert[2] referierte zu diesem Thema, das auch die anschließende Diskussion in einzelnen Gruppen bestimmte. Abschließend wurden die Vertreter der Basisgruppen in die AGF gewählt.[3] Diese landeskirchenübergreifende Versammlung von Basisgruppenmitgliedern inspirierte Heiko Lietz zu einer Neugründung. Der „Koordinierungskreis für Basisgruppen“ (KOBA) wurde laut Lietz am 4. Oktober 1988[4] auf Anregung von ihm selbst und gegen den Willen der Mecklenburgischen Kirchenleitung gegründet.[5] Andere Überlieferungen legen nahe, daß die Gründung erst auf einer Zusammenkunft von Gruppendelegierten der mecklenburgischen und pommerschen Landeskirche am 21. Januar 1989 in Klueß stattfand.[6] Am 20. und 21. Januar 1989 fand jedoch auf Einladung von Lietz bereits die zweite Koba-Tagung im Rüstzeitheim in Klueß im Kreis Güstrow statt. An ihr nahmen 19 Basisgruppenvertreter aus der mecklenburgischen und pommerschen Landeskirche statt. Am 20. Januar sprach der MKZ-Chefredakteur Hermann Beste zu den Versammelten. Am 21. tagte KOBA zusammen mit der AG Frieden, insgesamt 28 Personen. „Neben den bereits am Vortage behandelten Fragen … wurde über die Existenzberechtigung des ,‘KOBA‘ diskutiert. Übereinstimmend wurde die Auffassung vertreten, daß die Neubildung des ,KOBA‘ gerechtfertigt gewesen ist, weil die ‚AGF‘ nicht basiswirksam genug gearbeitet hat.“[7]
KOBA sollte ein authentisches Sprachrohr der Basisgruppen sein, die vollständige Autonomie der Basisgruppen gegenüber der mecklenburgischen Kirchenleitung erringen und außerdem Gruppen im Einzugsbereich der Greifswalder Landeskirche stärker in das bestehende mecklenburgische Netzwerk einbinden.[8]
Die dritte KOBA-Sitzung am 10. März 1989 besprach die anstehenden Kommunalwahlen und die Art der Auszählungsüberwachung durch die Basisgruppen. Lietz, Initiator und Sprecher von KOBA, berichtete über „Frieden konkret“ in Greifswald und zeigte sich enttäuscht über die dort präsentierte Gruppenszene.[9]
Lietz wertet rückblickend die KOBA-Gründung als einen „Schritt in die völlige organisatorische Unabhängigkeit“.[10] KOBA kooperierte aber eng mit kirchlichen Institutionen. Bereits die zweite Zusammenkunft des KOBA am 20./21. Januar 1989 fand am zweiten Tagungstag gemeinsam mit der AGF in Klueß bei Güstrow statt.
[1] http://www.ddr-zeitzeuge.de/dd...
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/...
[3] Vgl. Utpatel, Henning: Feier des Lebens im Alltag der Gesellschaft. Vertreter der Basisgruppen trafen sich in Rambow, Friedensnetz Nr. 4/88, S. 31-32.
[4] Vgl. Lietz, S. 203
[5] Vgl. dazu auch: Langer, Kai: Ihr sollt wissen, dass der Norden nicht schläft...: Zur Geschichte der 'Wende' in den drei Nordbezirken der DDR, Bremen/Rostock 1999, S. 69.
[6] Vgl. Information zur erweiterten Sitzung der „Arbeitsgruppe Frieden“ (AGF) der MECKLENBURGISCHEN LANDESKIRCHE mit Vertretern der Basisbewegung der MECKLENBURGISCHEN LANDESKIRCHE und ELKG am 21.1.1989 im Gemeindehaus in Klueß/Krs. Güstrow. In deren Ergebnis die Bildung einer Koordinierungsgruppe von Vertretern der Basisbewegung beschlossen wurde, 2.2.1989; BStU, MfS, BV Rostock AKG Nr. 16 Bd 1, Blatt 237.
[7] Rückflußinformation der BV Schwerin, 13.3.1989, in: Besier, Gerhard/Wolf, Stephan (Hrsg.): Pfarrer, Christen und Katholiken. Das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR und den Kirchen. Neukirchen 1992, S. 782.
[8] Vgl. AGF-Protokoll vom 21.1.1989, in: Langer, S. 69.
[9] Vgl. Information über das Treffen des Koordinierungskreises der Basisbewegung der MECKLENBURGISCHEN LANDESKIRCHE und ELKG am 10. 03. 1989 in Klueß/Kr. Guestrow unter Leitung des operativ bekannten Lietz, Heiko, 4.4.1989; BStU, MfS, BV Rostock AKG Nr. 16 Bd. 1, Blatt 170-171.
[10] Vgl. Lietz, S. 203.