Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Naturfreunde setzen Arbeit in Mecklenburg nach Machtübernahme der Nationalsozialisten fort

1. Februar 1933

Naturfreunde

Der Touristen-Verein "Die Naturfreunde", im Reichsmaßstab an die Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege, örtlich an die Arbeitersportkartelle angeschlossen, war vor 1933 eine große Wander- und Kulturorganisation innerhalb der Arbeiterschaft. Im Bezirk Mecklenburg-Lübeck bestanden 6 Ortsvereine; man legte gerade hier besonderen Wert darauf, daß die Mitglieder gewerkschaftlich und politisch organisiert waren. Beim Ausbruch des 3. Reiches wurden die Naturfreunde-Vereine des Landes, die gerade ein großes Treffen ihrer Musikgruppen in Schwerin mit Rundfunkübertragung des Mandolinenkonzertes vorbereitet hatten, von den Nazis verboten. Man nahm ihnen die mit Arbeitergroschen und viel Selbsthilfe errichteten Ferienheime Hus Uhlenflucht in der Rostocker Heide bei Graal (das vorherhäufig Ausflugsziel der Rostocker Arbeiterschaft gewesen war), die Hütte auf dem Priwall bei Travemünde, man vernichtete die Hütte der Warener unweit der Müritz und legte Feuer an das Häuschen der Grabower. Aber die "Naturfreunde", die früher mit zu den aktivsten Teilen der organisierten Arbeiterschaft gehörten, dachten nicht daran, sich den Nazis zu unterwerfen. Schon im Sommer 1933 nahmen der inzwischen verstorbene Karl Brehmer jun. und der bisherige Bezirksleister Hans Bernitt aus Rostock die Verbindung mit den früheren Ortsvereinen wieder auf. Sie besuchten diese und stellten fest, daß auch nach dem Wüten der Hitlerpolizei, nach Haussuchungen, Beschlagnahmungen und vorübergehenden Verhaftungen es eine ganze Reihe von Mitgliedern gab, die an ihrer sozialistischen Überzeugung festhielten, und auch gewillt waren, unter schwierigen Umständen weiterhin gegen die Nazi-Ideologie zu wirken.[1]

[1] Bericht von Hans Bernitt über die illegale Fortsetzung der Tätigkeit des Touristen·Vereins ''Die Naturfreunde'' in Mecklenburg, 1948.