Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Mölln: Redeverbot der Gestapo für Pastor Johannes Schwartzkopff

17. Mai 1935

Bekennende Kirche

Redeverbot der Gestapo für Pastor Johannes Schwartzkopff, Schwerin:

„Meckl. Politische Polizei Schwerin, den 17. Mai 1935

G. Nr. 4104/35 Schelfstr. 35

Herrn Pastor Schwartzkopff, Mölln i. Meckl.

In der Anlage haben wir Ihnen das Redeverbot zugestellt mit dem Bemerken, daß Ihnen hiernach bis auf weiteres jegliches Reden außerhalb Ihres Kirchgemeinde-Bezirkes untersagt ist. Das Verbot erstreckt sich nicht auf das Abhalten von Gottesdiensten in Ihrem Bezirk und auf kirchl. Amtshandlungen.

Oldach

G. Nr. 4104/35

Redeverbot

Aufgrund des § 1 der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten vom 28. Februar 1933 wird über den Pastor Schwartzkopff aus Mölln innerhalb des Landes Mecklenburg Redeverbot verhängt.

Pastor Schwartzkopff hat am 9. Mai 1935 auf einem Gemeindeabend der Bekenntnisfront in Güstrow den Kirchenstreit in einer Weise erwähnt, die geeignet ist, unter den Zuhörern eine falsche Vorstellung über die Stellung des Staates zur Kirche und dadurch eine Verschärfung der kirchlichen Lage hervorzurufen. Pastor Schwartzkopff versucht durch Äußerungen wie:

,Man dürfe nicht vor dem Konzentrationslager zurückschrecken. Es würden noch viele Strafmaßnahmen gegen die Führer und Pfarrer der Bekenntnisfront fallen' eine Märtyrerstimmung unter seinen Zuhörern zu erregen. Die Zuhörer werden durch derartige Äußerungen in den Glauben versetzt, der Staat wolle das Christentum bekämpfen. Derartige Äußerungen sind weiter geeignet, unter den Zuhörern den Glauben aufkommen zu lassen, daß in Zukunft mit der Möglichkeit einer Christenverfolgung durch den Staat zu rechnen sei.

Da aus dieser einseitigen und unrichtigen Stellungnahme zum Kirchenstreit eine ernsthafte Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung entstehen kann, mußte das Redeverbot verhängt werden,

Meckl. Politische Polizei Schwerin, den 17. Mai 1935“[1]

[1] Inachin, Kyra T.: Von Selbstbehauptung zum Widerstand. Mecklenburger und Pommern gegen den Nationalsozialismus 1933 bis 1945, Kückenshagen 2005,  S. 182.