Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Greifswald: Zentrale Vernetzungsinstanz der Opposition tagt in Jakobi-Kirche

24. Februar 1989

Frieden Konkret

Frieden konkret in Greifswald 1989

Das von 1983 bis 1989 jährlich einmal in je verschiedenen Landeskirchen durchgeführte Delegiertenseminar der oppositionellen Basisgruppen „Frieden konkret“, offiziell „Konkret für den Frieden“,[1] gilt allgemein als die zentrale Vernetzungsinstanz für Basisgruppen und Initiativen auf DDR-weiter Ebene. Der 1985 erstmals gewählte Fortsetzungsausschuß des Seminars leistete zwischen den jährlichen Sitzungen die anfallende Arbeit, welche überwiegend in der Vorbereitung der einzelnen Seminare bestand. Diese bestanden im Kern aus Vorstellungsrunden, Referaten, Gruppenarbeiten und Plenumsrunden, in denen gemeinsame Papiere beschlossen oder verworfen wurden. Dem ersten Treffen Anfang März 1983 in Berlin folgte das zweite im Jahr 1984 in Eisenach und 1985 das dritte in Schwerin. Ende Februar 1989 tagte es in Greifswald.  

Am Freitag den 24. Februar 1989 wurden über 200 Teilnehmer, von denen etwa ein Drittel „Frieden konkret“ erstmals besuchten und insgesamt weniger Gruppen als im Jahr zuvor repräsentierten, von Ines Fleckstein[2] in der Greifswalder Jacobikirche begrüßt.[3] Das MfS stellte fest, daß neben Berliner vor allem Leipziger Vertreter das Treffen bestimmten.[4]

Nachdem Jacobi-Pfarrer Springborn kurze Willkommensworte gesprochen hatte führte Tagungsleiter Hans-Jochen Tschiche[5] in das Seminar ein. Daraufhin sprach Bischof Horst Gienke ein weiteres Grußwort.

Die von etwa 25 Teilnehmern besuchte Veranstaltung mit KKW-Vizedirektor Wolfgang Brune[6] moderierte der Physiker Vöste von der Greifswalder Universiät. Es dauerte länger als die avisierten 90 Minuten. In seiner eigenen Zusammenfassung schildert Brune den Verlauf als sachlich und erwartungsgemäß kritisch ein.[7] Hans Jürgen Röder überschrieb seine dieses Hearing betreffende epd-Meldung mit den Worten „Ein Stück Glasnost in Sachen Kernenergie“.[8]

Der avisierte Professor, Experte für strukturelle Nichtangriffsfähigkeit erschien hingegen nicht. Gerd Poppe[9] nahm in seinem Referat Anleihen bei den Vorschlägen der ungarischen Delegation auf der internationalen Tagung „Gemeinsam für die Förderung des Helsinki-Prozesses“ in Budapest vom 11. bis 13. November 1988. Dort wurde die Gründung eines gemeinsamen europäischen Friedenshauses in Budapest oder einem anderen Land propagiert, das Treffpunkt für die europäischen Friedensbewegungen werden sollte. Daneben schlug ein ungarischer Vertreter die Gründung einer Stiftung „Bürger für den Frieden“ vor, die vor allem den Ausbau der Kontakte zwischen den Bürgern in Ost und West fördern sollte.[10] Abends wurde unter anderem eine Schmalfilmwerkstatt angeboten.

 

Die Arbeitsgruppen

Am Vorabend des Greifswalder Treffens bestätigte der Fortsetzungsausschuss trotz anhaltender Probleme AG-Leiter zu finden noch einmal die zehn Arbeitsgruppen.[11] Die Arbeitsgruppe 1 unter dem Titel „Friedenssicherung und Gestaltung“ wurde von Frieden 1983[12] in Person von Fortsetzungsausschussmitglied und MfS-IM Jochen Brothuhn[13] organisiert und geleitet.[14] Die 22 Teilnehmer dieser Gruppe befassten sich überwiegend mit dem Problem der strukturellen Nichtangriffsfähigkeit. CFK-Mitglieder, Vertreter der Sächsischen Bruderschaft oder der Gossener Mission wiesen Kritik einzelner Teilnehmer an der Wehrdoktrin der DDR zurück. Im Ergebnis gab die Gruppe eine vom MfS als politisch positiv bewertete „Erklärung für Frieden und Abrüstung“ in das Plenum, wo diese bestätigt wurde.[15]

Gruppe 2 zum Thema „Ökonomie und Ökologie“ sollte Lutz Breitsprecher aus dem Greifswalder Ökokreis leiten. Stattdessen übernahm die Leitung Ralf Elsässer[16] aus Leipzig, der mit den 14 Teilnehmern über die Herbeiführung einer Bewusstseinsänderung zu Umweltfragen sprach. Ein Greifswalder Teilnehmer regte eine Eingabe mit Kritik an der staatlichen Informationspolitik zu Umweltfragen an, welche von der Mehrheit der Gruppe abgelehnt wurde.[17]

Den dritten Arbeitsbereich „Wirtschaft und Gerechtigkeit“ sollte ein Impulsreferat von Andreas Müller und Christian Dietrich[18] einleiten. Verantwortlich für diese Arbeitsgruppe war MfS-IM Konstantin Stanescu[19] während als Gesprächsleiter ein Gruppenmitglied aus Weimar erwartet wurde. Im Nachhinein bilanzierte zumindest die Stasi, dass verworren und inkompetent über Entwicklungschancen der Wirtschaft der DDR diskutiert wurde.[20]

Bernd Winkelmann[21] und Maria Jacobi[22] waren verantwortlich für die Arbeitsgruppe 4 zu „Wertewandel und Lebensweise“. Die 18 Teilnehmer sprachen in eher allgemeiner Art über Lebensweisen in der sozialistischen Gesellschaft.

Die 5. Arbeitsgruppe verantworteten Udo Münnig (evtl. Münnich) und Monika Wolf. Dem Thema „Erziehungsziel und Bildungsnorm“ widmeten sich 24 Teilnehmer in zwei Untergruppen. Hierbei plädierten sie für die Abschaffung der Wehrerziehung und für mehr Teilzeitarbeit von Frauen. Eine anfangs beabsichtigte Eingabe an den 9. Pädagogischen Kongress[23] verabschiedeten die Teilnehmer nicht, da ihnen der Text einer Überarbeitung bedürftig erschien.

Reinhard Weißhuhn[24] und Ulrike Poppe[25] leiteten Arbeitsgruppe 6 zum Thema „Informationspolitik und Wahrheitsanspruch“. Hier wurde kritisch die DDR-Medien- und Informationspolitik dargestellt und in einer anschließenden Diskussion unter dem Titel „Raus aus der Kirche“ die Meinung vertreten, dass die Gruppen, wie es Ausreiseantragsteller längst taten, stärker gesellschaftliche Möglichkeiten, wie Wahlveranstaltungen und Uraniavorträge nutzen sollten, um Probleme anzusprechen.

Bereits im Vorfeld des Seminares legte der Fortsetzungsausschuss fest, dass die 7. Arbeitsgruppe sich teilen sollte und somit zur AG 7 und AG 8 würde. Die Hauptverantwortung für die Arbeitsgruppe sollte die Arbeitsgruppe Gerechtigkeit Leipzig[26] tragen, während persönlich Bernd Albani[27] verantwortlich sein sollte. Unter dem Titel „Legalität und Legitimität – Verpflichtung und Grenzen des Widerstandsrechts“ leitete Heiko Lietz mit 56 Teilnehmern die größte Teilgruppe. Sie diskutierte kontrovers Fragen der Rechtspraxis und der Ausreiseproblematik. Lietz führte aus, dass legal und legitim sei, was dem Einzelnen wichtig ist. Einigkeit konnte erzielt werden, dass man sich verstärkt der Antragsteller annehmen müsste. Auch zukünftig wolle man Probleme wie Gerechtigkeit, Demokratie und Demonstrationsfreiheit in den Mittelpunkt der Basisgruppenarbeit stellen. Hinsichtlich der Kommunalwahlen vom Mai 1989 wurde die Redlichkeit des Staates in Frage gestellt und zu Kontrollen aufgefordert.

Lediglich vier Teilnehmer hatte die AG 9 „Mitsprache bei kommunalen Entscheidungen“ unter der Leitung von Malte Fröhlich und Rolf Hopsch. Sie bestritten, so das MfS, dass eine unmündige Gesellschaft mitsprachefähig sei. Auch hier wurden die Kommunalwahlen vom 7. Mai[28] in Frage gestellt.

Die Arbeitsgruppe 10 war unter der Leitung von Sonja Blank und Rita Beier zu „Frauengerechte Strukturen in Kirche und Gesellschaft“ geplant. Schon der Fortsetzungsausschuss stellte in Frage, dass sie stattfinden würde, was sich insoweit verwirklichte, dass sie ausfiel.

Die Arbeitsgruppe 11 „Teilhabe statt Ausgrenzung“ wurde von Hans-Jochen Tschiche geleitet und widmete sich seinem schon 1988 in Cottbus abgewiesenen Papier „Teilhabe statt Ausgrenzung“.[29] Auch in Greifswald erfolgte keine konstruktive Diskussion des Papiers, so dass am zweiten Veranstaltungstag das Thema gänzlich abgesetzt wurde.[30].

Im Sonntagsplenum wurde die Gruppenarbeit ausgewertet und über die eingegangenen Anträge abgestimmt. Neben der Erklärung zur Abrüstung der Arbeitsgruppe 1, die schon am Tag zuvor angenommen wurde, fanden sechs weitere Vorlagen Bestätigung. Unter anderem die Vorlage der Arbeitsgruppe 11. Sie schlug, vertreten durch Markus Meckel und Joachim Garstecki[31] vor, „Frieden konkret“ zukünftig eher als offenes Forum und nicht wie ein Seminar mit thematischer Arbeit anzulegen. Wichtig seien Kommunikation, Selbstdarstellung, Möglichkeit von Verständigung und die Ermöglichung gemeinsamer Initiativen. Diesen Vorschlag trug Markus Meckel in deutlicher Abgrenzung zu Tschiches Vorschlag vor.[32] Tschiche war bemüht, in Greifswald eine „Vereinigung zur Erneuerung der Gesellschaft“ zu gründen. In Anlehnung an die Bildung des „Verbands der Freidenker“ wollte er in diesem Sinne „Frieden konkret“ umbauen und im Falle der Ablehnung einer solchen Vereinsgründung gerichtliche Nachprüfungen testen.[33]

Abgelehnt wurde in Kontrast zum Meckel/Garstecki-Vorschlag die Eingabe des Arbeitskreises Kirche und Gesellschaft Erfurt Südost, in dem „Frieden konkret“ eine festere Struktur im Sinne einer Vereinigung mit Wahl eines Vertretergremiums, welches repräsentativ die Gruppen gegenüber Staat und Kirche vertritt, angeregt wurde.[34] Genauso wurde der Vorschlag der Initiativgruppe Leben Leipzig,[35] ein Adressenverzeichnis aller Basisgruppen zu erarbeiten und den Gruppen zur Verfügung zu stellen abgelehnt. Keine Zustimmung erhielt auch der Antrag des Friedensarbeitskreises der Evangelischen Studentengemeinde Karl-Marx-Stadt zur Unterstützung eines Vorschlags, die Regierung der DDR aufzufordern, eine gesamtstaatliche Konsultativkonferenz einzuberufen, welche alle gesellschaftlichen Kräfte einbeziehen und Verständigung über wichtige Fragen in der Gesellschaft herbeiführen sollte.

Daneben wurde der Vorschlag des DDR-weiten Arbeits- und Koordinierungskreises für das Wehrdienstproblem[36] zur Einführung eines „Sozialen Friedensdienstes“ angenommen wie auch der Vorschlag des Friedensarbeitskreises der Evangelischen Studentengemeinde Karl-Marx-Stadt zur Einführung eines „Freiwilligen Sozialdienstes“, der als Wehrersatzdienst anerkannt werden sollte. Mit Mehrheitsbeschluß wurde außerdem der Bund Evangelischer Kirchen aufgefordert, sich beim Staat dafür einzusetzen, dass die Grundsätze der Anordnung über das Genehmigungsverfahren für die Herstellung von Druck- und Vervielfältigungserzeugnissen von 1959, analog zur Kirche, auch für die Ausarbeitung der in „Konkret für den Frieden“ wirkenden Gruppen gelten sollte.

Thomas Klein beschreibt Tschiches Versuch einer Gründung der „Vereinigung zur Erneuerung der Gesellschaft“ wie den Vorschlag der ESG Karl-Marx-Stadt einer gesamtstaatlichen Konstitutivkonferenz und auch Meckels Überlegungen, eine „Sozialdemokratische Partei“ zu gründen als vom Plenum abgelehnt.[37] Deshalb sieht Klein „Konkret für den Frieden“ in seiner Dynamik hinter dem fortgeschrittenen oppositionellen Selbstbewusstsein zurückgeblieben.

Die Vorlage der Arbeitsgruppe 1 „Ermutigung zur gesellschaftlichen Verständigung“ fand ebenso die Zustimmung des Plenums wie die Unterstützung des Zusammenschlusses unabhängiger Friedensgruppen in Europa zu einem gesamteuropäischen Parlament. Zuletzt wurde der Protestbrief an die Regierung der ČSSR gegen die staatlichen Maßnahmen gegen oppositionelle Kräfte sowie die Inhaftierung Vaclav Havels[38] beschlossen und dem Fortsetzungsausschuss zur Weiterleitung übergeben.[39] Andere Akten legen nahe, dass das Plenum beschloss, den Protestbrief noch einmal zu bearbeiten, um gravierende Unzulänglichkeiten zu beseitigen. Wolfgang Schnur brachte später einen Gegenantrag des Fortsetzungsausschusses ein, der nach langwierigen Abstimmungen den Antrag der Gruppen überrundete, so dass dieser letztendlich zurückgewiesen wurde.

 

Sonntag

Den Gottesdienst am Sonntag gestaltete die ESG Greifswald während Bischof Gienke eine allerseits kritisierte Predigt hielt. Im anschließenden Plenum wurde der Fortsetzungsausschuß neu gewählt. Der Fortsetzungsausschuß wurde nahezu komplett ausgewechselt und Lietz wahrscheinlich wegen seiner vielgelobten Gruppenarbeit erstmals in ihn gewählt.[40] Für den bisher von Tschiche gehaltenen Posten des theologischen Beraters wurden diesmal drei Wahlvorschläge benannt. Neben Christoph Ehricht und Joachim Garstecki ein namentlich nicht überlieferter Bewerber.

In den Fortsetzungsausschuß wurden Ralf Elsässer, Thomas Krüger,[41] Heiko Lietz, Jochen Brothuhn, Bernd Winkelmann, als theologischer Berater Garstecki und als juristischer Berater Wolfgang Schnur gewählt. Bis auf die IM Brothuhn und Schnur wurden damit alle Sitze neu besetzt. Die Stasi behauptete, durch langfristig gezielte Einflussnahmen die Wiederwahl von Ulrike Poppe, Tschiche, Albani und Sylvia Müller verhindert zu haben.[42]

Ein MfS- IM fasste die Stimmung in Greifswald zusammen: Der Trend sei im Moment unklar. Es zeige sich, dass die Thematik von „Frieden konkret“ überspielt würde durch DDR-Probleme, die durch die großen und nebulösen Worte „Glasnost und Perestroika“ verhandelt würden. „Konkret für den Frieden“ an sich würde totgesagt. Das Seminar hätte sich festgelaufen und wiederhole sich nur noch. Es sei ein hoher Prozentsatz von „alten Hasen“ anwesend, der sich jedes Jahr wiedertrifft. Die Tendenz sei aber, dass gegenwärtig sich die Regionen zu regionalen Basisgruppentreffen hinbewegen, eine Vernetzung und Koordination in den Regionen stattfindet und parallel dazu eine Vernetzung und Koordination in einzelnen Fachbereichen wie Zweidrittelweltgruppen und Ökogruppen. Hier läuft die thematische Arbeit. „Konkret für den Frieden“, meint man häufig, hat nun eigentlich die Aufgabe, die Dachorganisation für dieses alles zu sein, wo sich mit stark informellem Charakter die Sektionen Öko-, Menschenrechts-, emanzipatorische Gruppen, Friedensgruppen treffen und voneinander lernen können. Wie aber „Konkret für den Frieden“ dieser Aufgabe gerecht werden soll, sei noch nebulös. Einige sehen, dass „Konkret für den Frieden“ so etwas wie eine Verbindung, auch politisch, gegenüber Kirche und Staat sein sollte, die die Anliegen der Basisgruppen in konkreter Form in der Gesellschaft vertreten. Solch eine Institution würde aber, so einige, sofort einen Machtkampf zwischen den Strömungen wie bei den Grünen hervorrufen. Man verwies auch auf die Spaltung der ökologischen Bewegung in Arche[43] und Umweltbibliothek,[44] was wiederum das „Forschungszentrum Wittenberg“[45] aufwertete. Gegen diese Richtung steht die Gegenströmung, die betont, dass „Konkret für den Frieden“ informell bleiben muss.[46]

Laut Vize-Staatssicherheitsminister Rudi Mittig[47] trug das Greifswalder Seminar fast ausschließlich politischen Charakter. Die verhandelten Themen waren nahezu ausschließlich der innenpolitischen Lageentwicklung gewidmet, forderte doch Gerd Poppe in seinem Einführungsreferat die Orientierung der Arbeit der Basisgruppen an einer in der DDR nötigen gesellschaftlichen Transformation, die in anderen Teilen Osteuropas längst begonnen hätte. Die notwendige Kooperation mit den osteuropäischen sei daher Gruppen nötig.[48]

Der Staat bilanzierte nach dem Seminar allgemein, daß der Brief an die tschechische Regierung wegen der Inhaftierung Vaclav Havels, die Absicht eine Partei zu gründen und ein für das Frühjahr 1990 in Güstrow in Aussicht genommenes größeres Menschenrechtsseminar, welches das wegen mangelnder Beteiligung gefloppte Wariner Seminar vom Vorjahr fortführen sollte, die brisantesten Themen des Treffens waren.

Uta Stolle beschreibt „Frieden konkret“ Greifswald als „totales Fiasko“. Weil das MfS die Wiederwahl von Poppe, Tschiche, Albani und Sylvia Müller verhindern konnte, eine verbindliche Art der Zusammenarbeit abgelehnt, Schnur im Fortsetzungsausschuß belassen und die Gruppen isoliert in die Kommunalwahlvorbereitungen entlassen wurden, wirft sie anderen Autoren Schönrederei des Greifswalder Seminars vor.[49]

Die erste Sitzung des alten und neuen Fortsetzungsausschuß fand im März 1989 statt. Der Fortsetzungsausschuß stellte jedoch fest, daß „Frieden konkret“ tatsächlich seinen Seminarcharakter verloren hätte und Thüringen noch keine Zusage als Veranstalter für 1990 gegeben hätte. Wieder einmal stand die Einladungsproblematik im Mittelpunkt und der Gedanke, daß zukünftig Regionaltreffen die Vertreter wählen sollten wurde nochmals diskutiert.

Grundsätzlich positiv wurde die Einrichtung eines Tagescafes in Greifswald bewertet. Wegen des als Erfolg bewerteten Aufritts Dr. Brunes wurde für zukünftige Treffen die verstärkte Einladung staatlicher Vertreter beschlossen. Die Ausreiserproblematik wurde von Schnur im Lichte der neuen Gesetzeslage veranschaulicht. Diesmal wollte der Fortsetzungsausschuß bei der Themensetzung auf Nummer sicher gehen und beschloß einer Ideenkonferenz am 1. Juli, zu der neben dem alten und dem neunen Fortsetzungsausschuß weitere Teilnehmer eingeladen werden sollten.

Im Juni bestätigte die Thüringer Landeskirche dem Fortsetzungsausschuß die Einladung zum 1990er Seminar und kündigte für die Sitzung am 1. Juli die Teilnahme des Oberkirchenrates Johannes an. Diese Ideenkonferenz war die letzte Fortsetzungsausschuß-Sitzung überhaupt. Markus Meckel gab einen Rückblick auf die Geschichte von „Frieden konkret“ und forderte eine verbindliche Satzung ein. Die anschließende Diskussion verlief kontrovers und in den Schnur-Akten folgt auf seinen Bericht eine Anfrage Meckels an Schnur, wie man eine Partei gründe.


Christoph Wunnicke

 

[1] Vgl. https://www.chronikderwende.de...

[2] Vgl. https://books.google.de/books?...

[3] Informationen über das sogenannte Friedensseminar Konkret für den Frieden VII vom 24.-25.2.1989 in Greifswald, 6.3.1989; BStU, MfS, BV Erfurt AKG Nr. 1629, Blatt 12.

[4] Vgl. Information über das sogenannte Friednesseminar „Konkret für den Frieden VII“ vom 24. bis 26. Februar 1989 in Greifswald, 27.2.1989; BStU, MfS HA XX Nr. 835, Blatt 100.

[5] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/...

[6] Vgl. https://books.google.de/books?...

[7] Vgl. Mitwirkung bei einem „Hearing“ zur Kernenergie im Rahmenprogramm von „Frieden konkret VII“ am 25.2.1989; Landeshauptarchiv Mecklenburg Vorpommern, Außenstelle Greifswald Rep. 200/7.3 Nr. 104 Blatt 36.

[8] Vgl. epd ZA Nr. 43 vom 1.3.1989, in: Landeshauptarchiv Mecklenburg Vorpommern, Außenstelle Greifswald Rep. 200/7.3. Nr. 104 Blatt 33-34.

[9] Vgl. https://www.hdg.de/lemo/biogra...

[10] Vgl. Informationen über die Teilnahmen an Delegationen des Friedensrates der DDR an der internationalen Friedenstagung „Gemeinsam für die Förderung des Helsinki-Prozesses“ in Budapest vom 11.-13. November 1988, 15. November 1988; BStU, MfS, HA XX Nr. 94, Blatt 23.

[11] Vgl. Bericht über den Fortsetzungsausschuss am 24.2.1989, BStU, MfS, IMB „Dr. R. Schirmer“ Bd. XIII, Blatt 237.

[12] Am 5. Januar 1983, kurz vor „Frieden konkret I“, gründete sich in Halle die überregionale Friedensinitiative Frieden 83. Dreißig Delegierte von Friedensgruppen aus der südlichen DDR verfassten eine Basiserklärung, die unter dem Titel „Die Gefahr erkennen – den Glauben bekennen – den Frieden leben“ an die Potsdamer Bundessynode des BEK im Juni 1983 gerichtet war und bewusst Anklänge an die von Hans-Jochen Tschiche konzipierte Bruderschaft „Frieden konkret“ enthielt. Noch am Gründungstag bildeten sich Regionalgruppen, die ausgehend von dieser Basiserklärung eigene Programme entwickelten oder Aktionen planten, unter anderem die später berühmt gewordene Schwerter-zu-Pflugschar-Umschmiedeaktion auf dem Wittenberger Kirchentag 1983.

[13] Vgl. http://www.berliner-zeitung.de...

[14] Vgl. Bericht über den Fortsetzungsausschuss am 24.2.1989; BStU, MfS, IMB „Dr. R. Schirmer“ Bd. XIII, Blatt 237.

[15] Vgl. Besier, S. 365.

[16] Vgl. https://www.chronikderwende.de...

[17] Vgl. Informationen über das sogenannte Friedensseminar Konkret für den Frieden VII vom 24.-26. Februar 1989 in Greifswald, 27. Februar 1989; BStU, MfS, HA XX Nr. 835, Blatt 90-91.

[18] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Dietrich_(Pfarrer)

[19] Vgl. http://www.hermsdorf-regional....

[20] Vgl. ebenda, Blatt 91.

[21] Vgl. http://www.winkelmann-adelsbor...

[22] Vgl. https://books.google.de/books?...

[23] Vgl. https://core.ac.uk/download/pd...

[24] Vgl. https://www.havemann-gesellsch...

[25] Vgl. https://www.hdg.de/lemo/biogra...

[26] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/...

[27] Vgl. https://www.zeitzeugenbuero.de...

[28] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/...

[29] Vgl. https://books.google.de/books?...

[30] Vgl. Information über die Durchführung des sogenannten Friedensseminars „Konkret für den Frieden VII“ vom 24. bis 26. Februar 1989 in Greifswald, 4.3.1989, BStU, MfS, BV Frankfurt/Oder BdL Nr. 2571, Blatt 11.

[31] Vgl. https://www.herder-korresponde...

[32] Vgl. Antrag der Arbeitsgruppe 11 an Konkret für den Frieden VII vorgetragen von Markus Meckel, 27.2.1989; BStU, MfS, IMB „Dr. R. Schirmer“ Bd. XIII, Blatt 251.

[33] Vgl. Informationen über die Durchführung des sogenannten Friedensseminars Konkret für den Frieden VII vom 24.-26.2.1989 in Greifswald, 4.3.1989; BStU, MfS, BV Frankfurt/Oder BDL 2571, Blatt 8.

[34] Vgl. Antrag an die versammlung „Konkret für den Frieden“ VII Betr.: Neustrukturierung undÖffnung für weitere Kreise der Bevölkerung, 20.2.1989; BStU, MfS, BV Rostock Abt. XX Nr. 362, Blatt 293.

[35] Vgl. http://www.runde-ecke-leipzig....

[36] Vgl. https://books.google.de/books?...

[37] Vgl. Klein, Frieden und Gerechtigkeit, S. 452.

[38] https://de.wikipedia.org/wiki/...

[39] Eine Akte belegt, dass der Protestbrief 54 ja-Stimmen, 22 Neinstimmen bei 74 Enthaltungen erhielt.Dies bedeutet keine Mehrheit. Vgl. Information über den Verlauf des Seminars „Konkret für den Frieden VII“ in Griefswald vom 24.-26. 1. 1989; Landeshauptarchiv Mecklenburg Vorpommern, Außenstelle Greifswald Rep. 200/7.3 Nr. 104 Blatt 46.

[40] Samirah Kenawi geht davon aus, daß in Greifswald eine Vertreterin der Frauengruppe Weimar zur thüringischen Regionalvertreterin gewählt wurde. Dafür konnten keine Belege gefunden werden. Vg. Kenawi, Samirah: Frauengruppen in der DDR der 80er Jahre. Eine Dokumentation, Berlin 1996, S. 295.

[41] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Kr%C3%BCger_(Politiker,_1959)

[42] Vgl. ebenda, Blatt 13.

[43] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/...

[44] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/...

[45] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/...

[46] Vgl. Ausführlicher Bericht zum Seminar Konkret für den Frieden VII vom 24.2.-26.2.1989 in Greifswald, 3.3.1989; BStU, MfS, IMB „Runge“ Bd. Blatt 140-141.

[47] https://de.wikipedia.org/wiki/...

[48] Vgl. Zusammenfassende Information zur 2. Sitzung des Fortsetzungsausschusses des Seminars Konkret für den Frieden; BStU, MfS, IMB „Runge“ Bd. II/XII, Blatt 100.

[49] Vgl. Stolle, S. 68.