1. August 1983
DIE MOBILEN FRIEDENSSEMINARE IM OSTEN MECKLENBURGSTeil I
Christoph Wunnicke
Nicht unwesentlich mitbedingt durch ihre philosophischen Interessen war den beiden Hauptinitiatoren der ersten hier behandelten Mobilen Friedensseminare, Markus Meckel und Martin Gutzeit, am Austausch mit und von Menschen verschiedener geistiger Herkunft gelegen. Im Diskurs sollte der gemeinsame Nenner jeglichen oppositionell-emanzipatorischen Strebens in der DDR gefunden werden. Meckels und Gutzeits Auffassung zufolge lag die allem oppositionellen Handeln zugrunde liegende Problematik im Widerspruch zwischen Freiheit (auch die von Verpflichtungen) und Verantwortung (die diese Freiheit einschränkt) begründet. Erst das je individuelle Bewußtwerden und Lösen dieses Widerspruchs ermöglichte nach ihrer Meinung ein konstruktives Herangehen an Umwelt-, Sicherheits- und Rechtsprobleme, die sich auch aus dem Widerspruch von Freiheit und Verantwortung ergeben.
In der DDR fehlten sowohl die Öffentlichkeit als auch teilweise die technisch-medialen Voraussetzungen, um derartige Probleme eingehend zu diskutieren. Die verbreiteten „Ein-Tages-Seminare“, in welchen nur wenige Stunden intensiv gearbeitet wurde, sahen Gutzeit und Meckel als nicht geeignet für das Bearbeiten oben genannter Probleme an.
So wurde das „Mobile Friedensseminar“ als Institution geplant, in der Kommunikation und Vernetzung von engagierten Bürgern unterschiedlicher Herkunft ermöglicht werden sollte. Ziel war das Bewußtmachen, Nutzen und Ausbauen bereits vorhandener Chancen und Strukturen in der DDR-Gesellschaft mit dem Ergebnis der gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an dieser Gesellschaft und nicht aktionistische Oppositionsarbeit.
Der Staatssicherheitsdienst erfaßte interessanterweise in seiner Einschätzung Meckels dessen diesbezügliches Selbstverständnis genau. „Im Ergebnis der operativen Bearbeitung sind die Zielvorstellungen des ‚Wanderer‘ als dem Sozialismus feindlich zu charakterisieren, da ‚Wanderer‘ sich als positive Opposition, nicht als staatsfeindliche Konterrevolution versteht, in der Annahme, ein neues Gesellschaftssystem für die DDR und Europa entwerfen zu müssen und zu können. In diesem Sinne ist die inspirierende und organisatorische Rolle des ‚Wanderer‘ in der Vorbereitung und Durchführung der mobilen Friedensseminare in Mecklenburg zu bewerten.“[1]
Obwohl das Mobile Friedensseminar vorrangig als Veranstaltung zur „politischen Bildung“ angelegt war, wurde der besondere Wert der persönlichen Begegnung mehrheitlich Gleichgesinnter unter erholsamen Umständen von den Organisatoren gleichermaßen erkannt und gefördert.
Im folgenden wird der Versuch unternommen, die Vorbereitung und Durchführung der einzelnen Mobilen Friedensseminare anhand der Vorbereitungsgruppenarbeit, der Vorstellung der Gruppen und Gruppenorte, der Arbeitsthemen und -materialien und dem Verlauf des Abschlußwochenendes, nach Absätzen geordnet, nachzuvollziehen. Parallel dazu wird die Begleitung und Bearbeitung der Mobilen Friedensseminare sowohl durch die ELLKM als auch die SED, die verschiedenen Instanzen der offiziellen Kirchenpolitik und den Staatssicherheitsdienst, ebenfalls absatzweise, beschrieben.
Das Mobile Friedensseminar von 1982 wurde vom Kessiner Friedenskreis[2] unter Leitung von Heiko Lietz als Fortsetzung des Mobilen Friedensseminars von 1981 vorbereitet und durchgeführt. Bereits seit Ende 1981 war Vipperow als Ort des Abschlußwochenendes vorgesehen und Markus Meckel als dort zuständiger Vikar in die Vorbereitung zentral eingebunden. Da sich kurz vor Beginn des Friedensseminars aber Landessuperintendent (LSP) Timm[3] gegen Vipperow als Abschlußort des Friedensseminars aussprach, verlief das Seminar nicht wie geplant.[4]
Weil sich als Folge dieser Umstände zwei eigenständige Gruppen um Meckel bildeten, die das Abschlußwochenende gemeinsam mit der Gruppe um Lietz nun in Kessin verbrachten, wertet(e) Meckel diese beiden Gruppen als das erste von ihm veranstaltete Friedensseminar, während Lietz dieses erst für 1983 ansetzt.
Spricht auch vieles (der Ablauf, die Umstände und die meisten zeitnahen Akten) für die Sichtweise von Lietz, so trägt diese Arbeit doch der Tatsache Rechnung, daß bis auf diese Ausnahmen sämtliche Stasi- und auch Verwaltungsakten der folgenden Jahre das 1982er Seminar als das erste von Meckel veranstaltete ansehen. Ist dies einerseits nur bedingt richtig, so folgt diese Arbeit andererseits aus Gründen der Eindeutigkeit der Zählung der Mehrheit der Akten und somit Meckels diesbezüglicher Auffassung.
Nachdem bereits am 30. November und 6. Dezember 1981 eine Vorbereitungsgruppe in Kessin das Mobile Friedensseminar von 1982 vorbesprochen hatte,[5] wurde am 25. Januar 1982 in einer Beratung der Arbeitsgruppe Frieden (AGF)[6] in Rostock ein erster konkreter Ablaufplan beschlossen. Dieser Gruppe gehörten neben Meckel und Lietz noch Dieter Nath, Michael Körner und Henning Utpatel[7] an. Ab dem 28. Januar 1982 berichteten nun mehrere IM wiederholt darüber, daß Meckel „einen Sternmarsch nach Vipperow plane und durchführen wolle.“[8]
Einer Stasiakte zufolge beschloß die Arbeitsgruppe Frieden (AGF), „in der Zeit vom 30. Juli bis 9. August 1982 eine Friedensmahnwache und einen Friedensmarsch durchzuführen. Als Inspirator derartiger Aktionen trat der ehemalige Pastor Heiko Lietz in Erscheinung. Nach den hier entwickelten Vorstellungen ist in Röbel vom 7. zum 8. August auf kircheneigenem Gelände die Friedensmahnwache für die Opfer des ersten Atombombenabwurfs und anschließend eine Friedenswanderung durch die Gemeinden des Kirchenkreises Stargard/Neustrelitz geplant. [...] Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist die zum Zeitpunkt
nicht näher zu belegende Absicht, diese Aktivitäten unter Teilnahme von Ausländern [...]
durchzuführen“.[9]
Bald darauf begannen auch konkrete Vorbereitungen innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. Der Leiter der AGF, Dr. Walther Bindemann, war bemüht, innerkirchliche Akzeptanz für diese Friedenswanderung herzustellen. In Briefen an den Landessuperintendenten Timm in Malchin und wahrscheinlich auch an den Oberkirchenrat (OKR)[10] in Schwerin versuchte er, diese in Mitverantwortung zu nehmen oder gar aktiv zu beteiligen.
Bindemann unterrichtete noch am 10. März 1982 den Landessuperintendenten Timm lediglich darüber, daß eine Mahnwache in Röbel stattfinden solle. In seinem Brief vom 22. März 1982 bezog er dann eine die Mahnwache in Röbel abschließende Friedenswanderung mit ein. Weiterhin verwies Bindemann in diesem Brief auf Pastor Dieter Nath in Kessin, mit welchem LSP Timm Terminabsprachen für Vorlaufgespräche treffen sollte.
Der Kessiner Pastor Dieter Nath stand neben Lietz dem Kessiner Friedenskreis vor. In dieser Funktion erhielt er einen am 12. April 1982 vom Schweriner Oberkirchenrat verfaßten Brief. In diesem begrüßte der Oberkirchenrat die Arbeit des Kessiner Friedenskreises in kirchlicher Friedensverantwortung, riet aber gleichzeitig von der geplanten Friedenswanderung ab. Besorgt um ein gutes Staat-Kirche-Verhältnis, argumentierte der Oberkirchenrat vorwiegend mit rechtlichen Bedenken. Die Sorge angesichts der möglichen Teilnahme von Jugendlichen unter 18 Jahren sowie von „Mitläufern“, und möglichen Ordnungs- und Strafmaßnahmen der Polizei mündeten in die Bitte, „von einer Friedenswanderung in Verantwortung des Kessiner Arbeitskreises abzusehen, und auch keine Aufträge zu ihrer Durchführung zu erteilen.“[11]
Nach einem Gespräch mit Meckel, Nath und Körner am 21. April 1982 änderte der Oberkirchenrat aber seine Meinung. In einem Schreiben vom 22. April 1982 an Landessuperintendent Timm teilte Oberkirchenrat Müller diesem mit, daß eine Friedenswanderung nicht durchgeführt wird, dafür aber ein „Gemeindeseminar zum Thema des christlichen Friedenszeugnisses in Vipperow über mehrere Tage.“[12]
In dieses Seminar sollten Kirchengemeinden der Umgebung einbezogen werden, zu denen zu wandern den Teilnehmern ausdrücklich freigestellt wurde. Die einzige Einschränkung lautete, „daß alles vermieden werden muß, was den Anschein einer Demonstration oder ähnlichen Veranstaltung erwecken könnte.“[13]
Diese Entwicklungen blieben den staatlichen Organen nicht verborgen. Der Stellvertreter für Inneres des Vorsitzenden des Rates des Kreises (RdK) Röbel lud Meckel am 7. April 1982 zu einem Gespräch. In diesem erklärte Meckel, daß eine Friedenswanderung von ca. 40 Personen vorgesehen sei. „Es werden einzelne Gruppen eine solche Friedenswanderung durchführen, ohne daß Transparente oder andere Symbole mitgeführt werden.“[14]
Bereits zwei Wochen zuvor, am 25. März 1982, wurde der Röbeler Propst[15] Wunderlich, dem Meckel als Vikar zugeordnet war, in einem Gespräch mit „staatlichen Stellen“[16] zum Thema Friedenswanderung befragt. Er verwies darauf, daß diese Friedenswanderungen „höher angebunden“[17] seien, er aber augenblicklich nicht mehr darüber sagen könne.
Im Bericht zur kirchenpolitischen Lage des Stellvertreters für Inneres des Rates des Kreises Röbel an den Stellvertreter für Inneres des Rates des Bezirkes Neubrandenburg, Geisler, vom 14. Mai 1982 fand das Friedensseminar aber noch keine Erwähnung. Vielmehr hieß es dort: „In den durchgeführten Einzelgesprächen innerhalb der ersten vier Monate 1982 wurde von den Pastoren zu den Fragen der Innenpolitik und des Friedens folgender Standpunkt geäußert: Die Friedensbemühungen der DDR werden anerkannt.“[18]
Auf welchen Wegen die beiden Gruppen, die Meckel am ersten Augustwochenende 1982 in Vipperow und Zarnekow[19] zum Friedensseminar versammelte und die sich zum Teil als von Lietz‘ Friedensseminar organisatorisch unabhängig verstanden, zum Abschlußwochenende nach Kessin gelangten, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Henning Utpatel erinnert sich an zwei bis drei Tage intensiver Arbeit in Vipperow, an die sich die Wanderung nach Kessin angeschlossen haben muß.[20] Die Aussagen anderer Beteiligter und die wenigen überlieferten Akten aus jener Zeit hingegen sind nicht eindeutig und widersprüchlich.
Meckel zufolge wurde erst am 1. August in Vipperow entschieden, die dort versammelte zu große Gruppe zu teilen. Eine Gruppe blieb in Vipperow, während die andere in Zarnekow weiterarbeitete, wo ein Schwager Meckels als Pfarrer tätig war.[21] Als gemeinsame Veranstaltung der Zarnekower, der Vipperower und der Gruppe um Lietz fand dann vor dem gemeinsamen Abschlußwochenende eine Friedensmahnwache zum Gedenken der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki in Röbel statt. (Den divergierenden Datumsangaben der verschiedenen Akten hingegen ist zu entnehmen, daß die Mahnwache das gemeinsame Wochenende aller Gruppen abgeschlossen haben könnte. Die Mehrheit der Teilnehmer aber erinnert, daß sie das Wochenende eröffnete.) Die Diskussionsgegenstände der Gruppen in dieser Woche sind nicht mehr zu rekonstruieren.
Das Abschlußwochenende in Kessin stand im Zeichen eines von den niederländischen Teilnehmern geleiteten Rollenspieles. Diese hatten zuvor an Lietz‘ und Meckels Friedensseminar teilgenommen. Die Brüder Johannes und Jacobus Wilhelm Hutter sowie Roland Simons ließen die Versammelten am Sonnabend, dem 6. August 1982, verschiedene Rollen (z. B. die der Staatssicherheitsorgane, der Presse oder einer Wohngemeinschaft) einnehmen, um sie dann in inszenierten Situationen und Aktionen deren Erfahrungen nachvollziehen oder Handlungspotentiale und Restriktionen erkennen zu lassen.[22]
Desweiteren ist anzunehmen, daß zeitbedingt sicherheitspolitische Themen (Nachrüstung usw.) Gegenstand der Gespräche dieses Wochenendes waren. Ein Gottesdienst in Kessin schloß am Sonntag das Friedensseminar ab.
Vom 26. August bis zum 7. September 1982 zeigte Meckel in der Kirche Vipperow eine Ausstellung, die den Titel „Gedanken zum Frieden“ trug. Diese war „geeignet, junge Bürger negativ zu beeinflussen.“[23] Auch in den folgenden Jahren bis 1987 veranstalteten Meckel und andere Ausstellungen, die dann parallel zum Friedensseminar in der Vipperower oder in anderen Kirchen zu besichtigen waren.
Dieses Friedensseminar fand in einem „Gruppengespräch des Rates des Kreises Röbel mit den Pastoren des Kreises“ am 24. September 1982 keine Erwähnung. Allein die Ausstellung in der Kirche Vipperow und im Zusammenhang mit dieser stehende staatliche Maßnahmen wurden durch Meckel thematisiert. „Die Ausstellung in Vipperow in der Kirche sollte ein Beitrag der Kirche für den Frieden sein. Der Staat hat kein Recht, diese Ausstellung zu verbieten.“[24]
Auch in der vom Rat des Kreises Röbel am 17. November 1982, nach der Friedensdekade, vorgenommenen Einschätzung der Pastoren des Kreises Röbel spielte zwar Meckel eine bedeutende, das Friedensseminar dagegen gar keine Rolle.[25]
Dieses der hier zugrundeliegenden Zählung zufolge zweite Mobile Friedensseminar bereitete der in der zweiten Jahreshälfte 1982 gegründete Vipperower Friedenskreis vor.[26] Zentrale Personen waren auch im Friedenskreis Vipperow die Pfarrer Markus Meckel und Martin Gutzeit. Seine Mitglieder waren mehrheitlich in der Umgebung Vipperows wohnhaft. Dieser Friedenskreis traf sich alle zwei Wochen in Meckels Pfarrhaus und thematisierte, wie viele andere Friedenskreise dieser Zeit auch, die militärische Rüstung und eigene Möglichkeiten des Widerstehens. Der Friedenskreis bestand in dieser Form bis 1988.
An der Sitzung des Friedenskreises am 18. Februar 1983 nahm der Niederländer Louis Rietschoten teil, was die Staatssicherheit vermuten ließ, „daß die geplanten Aktivitäten [Gemeint ist das Friedensseminar - d. Autor] mit dieser Person besprochen, abgestimmt und festgelegt wurden.“[27] Während der Vorbereitung des Friedensseminars waren vor allem Gutzeit und Meckel unterwegs, um in Rostock, Teterow und Berlin Inhalt und Organisation des Friedensseminars zu besprechen. Besonders der Pfarrer Kuske in Teterow, der selbst Mitglied der AGF war, mußte als Gastgeber für das Abschlußwochende gewonnen werden.
Schon am 21. Februar und noch einmal am 30. Mai 1983 setzte Meckel den OKR in Schwerin über das geplante Friedensseminar und seinen Ablauf in Kenntnis.[28]
Am 7. Juli 1983 fand ein weiteres Vorbereitungstreffen des Vipperower Friedenskreises statt, bei dem die Gestaltung des Programmheftes, die Wegstrecken und technische Probleme besprochen wurden. Der anwesende Pfarrer und IM Pietsch berichtete am 11. Juli 1983 seinem Führungsoffizier über die geplanten Gruppen, ihre Zusammensetzung und ihre Wege nach Teterow, so daß die Bezirksverwaltung der Staatsicherheit detailliert in die Pläne eingeweiht war.
In einem undatierten Bericht des Stellvertreters für Inneres beim Rat des Bezirkes Neubrandenburg, Geisler,[29] wurde das geplante Friedensseminar als Gegenstand eines Gespräches zwischen einem Vertreter des Rates des Bezirkes Neubrandenburg und dem evangelischen Landesbischof kurz erwähnt. Daß dieses Gespräch am 5. April 1983 stattfand und maßgeblich für diesbezügliche nachrangige Staat-Kirche Gespräche war, belegt seine häufige Erwähnung in anderen Akten: „Mit Landessuperintendent R. Timm ist zu dem ‚Vorhaben‘ von Vikar Meckel aus Vipperow, Kreis Röbel, und ihre politisch negativen Auswirkungen, die bereits im Bischofsgespräch am 5. 4. 83 eine Rolle spielten, ein weiteres Gespräch zu führen unter Vorgabe konkreter Erwartungshaltungen des Staates.“[30] Dieses Gespräch fand am 14. Juni 1983 zwischen Geisler, und LSP Timm statt und war angeregt worden durch den Stellvertreter Operativ der BV Neubrandenburg des MfS, Oberst Regner.[31]
Einer der zentralen Gegenstände dieser Unterredung (wie auch folgender) war ein am 3. Juni 1983 in der englischen Zeitung „Scotsman“ erschienener Artikel. Dieser erwähnte das Friedensseminar von 1982 und berichtete von geplanten Massendemonstrationen im Jahr 1983, womit eines der Friedensseminare in Mecklenburg gemeint war. Dieser Artikel, auf den der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst (ADN) aufmerksam wurde und ihn unverzüglich an den Staatssicherheitsdienst weiterleitete, steigerte das Interesse der staatlichen Stellen am Friedensseminar.[32] „Herr Timm war sehr ungehalten über die Wertung des kirchlichen Friedensdienstes in der englischen Presse [...] Massendemonstrationen in Mecklenburg, freier Protest oder auch Konfrontation zur Partei bezeichnete er als ‚Reißer‘ als ‚große Übertreibung‘, wie wir es ja auch in unserer Presse tun!“[33]
Die Mitteilung Timms, daß Ausländer zum Friedensseminar eingeladen seien, aber keine zentrale Funktion im Seminar übernehmen würden, kommentierte Geisler mit den Worten „daß es besser wäre, wenn die Einreise über den Bund und das Staatssekretariat beauftragt worden wäre“.[34] Hier wird erstmals die Absicht der staatlichen Verwaltung erkennbar, das Mobile Friedensseminar über die staatliche Einreisepolitik zu beeinflußen.
Am 14. Juli 1983 berief der Stellvertreter für Inneres beim Rat des Bezirkes Neubrandenburg die Stellvertreter für Inneres der Vorsitzenden der Räte der Kreise Neustrelitz und Röbel sowie die Bürgermeister der Gemeinden Vipperow, Rechlin und Strasen zu einer Sitzung nach Neustrelitz ein. In dieser Sitzung wurde die sich aus der Sicht der Funktionsträger ergebende Problematik des Friedensseminars besprochen. „Orientiert wurde auf eine sofortige Information an die Stellvertreter für Inneres, auf die kritische Wertung und Einschätzung der Pastoren, auf die Einhaltung der Veranstaltungsverordnung sowie eine wachsame Tätigkeit, was die sogenannten Patenschaftsbeziehungen, die Einreise von Ausländern und die kirchliche Arbeit in den kirchlichen Objekten in Sietow und Schwarz betrifft.“[35]
Auch dieses Gespräch fand im Auftrag der Bezirksverwaltung des MfS und mit dem Ziel statt, das Friedensseminar „entsprechend den Möglichkeiten unter Kontrolle zu halten sowie eine aktuelle Informationstätigkeit zu gewährleisten“.[36] Der Leiter der Abt. XX/4 der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in Neubrandenburg forderte zudem in einer Operativinformation an die nachgeordneten Kreisdienststellen, daß „zur Verhinderung von Einreisen zur Teilnahme an den genannten Veranstaltungen in Abstimmung mit der Abt. PM des VPKA verstärkt geplante Einreisen von Personen aus dem NSW [...] zu überprüfen“[37] sind.
Parallel dazu wurde der 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED, Johannes Chemnitzer,[38] vom Staatssicherheitsdienst über die Vorbereitung des Friedensseminars informiert. Durch die Bezirksleitung wurden daraufhin „die 1. Sekretäre der Kreisleitungen der SED und Sekretäre für Agit./Prop. über die derzeitige Lage im Bereich der Kirchen informiert und damit im Zusammenhang auf die Notwendigkeit einer verstärkten politisch-ideologischen Arbeit und Erhöhung der politischen Wachsamkeit gegenüber negativen Erscheinungen und Handlungen kirchlicher Kräfte orientiert“.[39]
Insgesamt etwa 40 Personen trafen sich am 30. Juli in den Orten Vipperow, Strasen und Levin[40] zum Friedensseminar, das unter dem Thema „Geht es ohne Gewalt?“ stand. An dieser Frage arbeiteten sie bis zum 2. August und begaben sich am 3. August wandernd in Richtung Teterow, das die Gruppen am 5. August erreichten.
„In unserem Lande gibt es eine millionenstarke Friedensbewegung aller sozialen Schichten und weltanschaulichen Konzeptionen, der auch die Schriftsteller und Künstler, die Kulturschaffenden in Wort und Tat Ausdruck verleihen. Westliche Medien und andere Märchenerzähler, die das Gras wachsen hören, tun so, als ob zwischen uns und pazifistischen Friedensbestrebungen eine tiefe Kluft bestünde.“[41]
Wie dieses Zitat aus einer Rede Kurt Hagers vor dem X. Bundeskongreß des Kulturbundes in Dresden, so waren auch die meisten anderen Beiträge der Arbeitsmappe von 1983[42] staatlichen und kirchlichen Publikationen in der DDR entnommen. Zentrales Thema war die Rüstungs- und Gewaltproblematik. Konsequent wurden Texte, welche in anderen Publikationen die DDR-Zensur passiert hatten oder unter dem Vorbehalt „Nur zum innerkirchlichen Dienstgebrauch“ standen, verwandt, um die Übereinstimmung der Friedensbewegung mit den offiziellen Zielen der DDR zu belegen und damit das eigene Handeln auch nach außen hin zu legitimieren. Der Staatssicherheitsdienst stellte deshalb auch fest: „Der Charakter dieses (1983er) Programms enthält keine feindlich-negativen bzw. politisch-relevanten Aussagen.“[43]
„Die Rettung liegt in den Händen der Menschen selbst - eines jeden Mannes und einer jeden Frau -, die entschlossen für den Frieden eintreten.“[44] Diese Feststellung aufgreifend, wurde die weitgehende Übereinstimmung persönlich-emanzipatorischen Handelns mit aktuellen sicherheitspolitischen Initiativen der DDR-Regierung konstatiert. So nahm man beispielsweise ausdrücklich Bezug auf die Unterstützung Honeckers für die schwedische Initiative zu Schaffung einer von nuklearen Gefechtsfeldwaffen freien Zone in Mitteleuropa vom 4. Februar 1983.[45] „Deshalb unterstützen wir gerade jetzt mit ganzer Kraft den Vorschlag Erich Honeckers, das Territorium der DDR für eine atomwaffenfreie Zone zur Verfügung zu stellen und bitten in unser aller Interesse, diese Politik unbeirrt auch in Zukunft fortzusetzen.“[46]
Zur „Schwerter zu Pflugscharen“-Kampagne wurde aus einem Artikel von W. Kusnezow in der Wochenzeitung „Horizont“ vom Februar 1981 zitiert, in dem dieser das „Schwerter zu Pflugscharen“-Symbol als „eine Mahnung, daß es für die Weltgemeinschaft keine wichtigere Aufgabe gibt, als dem Wettrüsten Einhalt zu gebieten und die allgemeine und vollständige Abrüstung herbeizuführen“,[47] qualifiziert. In der 1983er Arbeitsmappe wurde auch erstmalig für das Friedensseminar das Konzept der persönlichen Friedensverträge erläutert und propagiert.[48]
Die Vipperower Gruppe bildeten 13 Erwachsene und drei Kinder. Am 1. August veranstalteten sie einen Abend zur Friedensproblematik in der Barackenkirche von Vietzen im Kreis Neustrelitz, zu dem vor allem Jugendliche aus Neustrelitz und Rechlin, aber auch drei ältere Vietzener Bürger erschienen. Diese Gruppe begann ihre Wanderung am Mittwoch, dem 3. August, mit dem Ziel Schloen. Wahrscheinlich verbrachten sie die darauffolgende Nacht in Rittermannshagen. Wolfgang Erler[49] zufolge durchquerte diese Gruppe unter der Führung von Hannes Knapp[50] außerdem ein nahe der Müritz gelegenes Staatsjagdgebiet.
Die Gruppe in Strasen bestand aus ca. 15-20 Personen. Einen Gemeindeabend veranstaltete diese Gruppe nicht, „da der zuständige Pastor es nicht wünscht“.[51] Die Teilnehmer waren vor allem Mitglieder des „Pankower Friedenskreises“.[52] Sie wollten sich ursprünglich mit Fahrrädern über mehrere Tage in Richtung Teterow begeben. Schließlich wanderte die Gruppe dann mehrheitlich nach Teterow.[53] Der Weg führte sie am 3. August von Strasen nach Penzlin. Das Ziel des 4. August war Ivenack.
Die Leviner Gruppe bildeten ca. 15 Personen. Am 31. Juli unternahm sie eine Wanderung um den Kummerower See. Am 3. August verschickten Mitglieder der Gruppe Ansichtskarten, die der Zarnekower Bürgermeister (wohl im Postamt) las und darüber sogleich der Abteilung Inneres des Rates des Kreises Malchin berichtete.[54] Am 3. August begab sich die Gruppe nach Alt-Kalen und am 4. August nach Hohen-Mistorf, um von dort am 5. August nach Teterow zu wandern.
Vera Wollenberger/Lengsfeld[55] zufolge trafen sich alle drei Gruppen einmal im Laufe dieser Woche zum Picknick an einem See. Den Umstand, daß dort hauptsächlich nackt gebadet wurde, nutzte das Mitglied des Pankower Friedenskreises und IM Jürgen Ehlers[56] für fotografische Nacktaufnahmen, die später (als Montagen) zur Kompromittierung von Seminarteilnehmern genutzt wurden.[57]
Die Gespräche innerhalb der Gruppen standen ebenfalls unter dem Thema „Geht es ohne Gewalt?“. Dieser Frage nahm sich auch eine von Meckel und Gutzeit in der Teterower Kirche entgegen den Absprachen zwischen dem Rat des Bezirkes mit Landessuperintendent Timm organisierte Ausstellung an. Erarbeitet wurde diese Ausstellung von der „Jenaer Friedensgemeinschaft“[58] und dem „Pankower Friedenskreis“. Die vier Segmente der Ausstellung widmeten sich den Themen Umweltschutz und Ökologie, Fahrradwanderungen, der lebensgeschichtlichen Entwicklung eines Pazifisten und der gespannten Situation zwischen Oppositionsbewegung und Staatsmacht in Jena.[59]
Das Abschlußwochenende fand vom 5. bis zum 7. August 1983 in Teterow statt. Den Eröffnungsvortrag zum Thema Gewalt hielt am Freitagabend Martin Gutzeit in der Stadtkirche Teterow.[60] Die Nächte verbrachten viele der Teilnehmer im Gemeindehaus einer evangelischen Kirchengemeinde. Am Sonnabend, dem 6. August, wurde in derselben Kirche in mehreren Gruppen zur Gewaltproblematik gearbeitet. Während des Friedensgottesdienstes am 7. August wurde unter anderem eine Grußbotschaft an den zur selben Zeit in Kanada tagenden Ökumenischen Rat der Kirchen und die an diesem teilnehmende mecklenburgische Pastorin Doll verabschiedet.
Die Auswertung dieses Friedensseminars verlief je nach Perspektive unterschiedlich. Meckel und Gutzeit waren mit dem Gesamtablauf zufriedener als im Jahr zuvor. Der Staatssicherheitsdienst war wegen „einiger Unwägbarkeiten“ besorgt und beschloß wahrscheinlich deshalb, die zukünftigen Friedensseminare intensiver zu bearbeiten. Die BV Neubrandenburg des MfS schickte eine Information an die HA XX/4 und an die Bezirksleitung der SED. Des weiteren war sie bemüht, Bildmaterialien auszuwerten zwecks „Überprüfung aller identifizierten Personen und Veranlassung der Erfassung durch die zuständigen DE [Diensteinheiten des MfS - d. Autor] (soweit noch keine Erfassung vorliegt)“.[61]
Die offensichtliche Nichtthematisierung des Friedensseminars in anderen Staat-Kirche Gesprächen war möglicherweise dadurch bedingt, daß der Leiter der Abt. XX/5 der BV Neubrandenburg am 15. August 1983 in der bereits oben genannten Konzeption weitere diesbezügliche Gespräche mit der Kirche ablehnte, „um einer möglichen Aufwertung dieser Bestrebungen vorzubeugen“.[62]
Nicht nur erfaßt, sondern mit einer OPK bearbeitet, wurde infolge ihrer Teilnahme am Friedensseminar die im Kreis Röbel tätige Tierärztin Karin Teichert. Darüber hinaus sollte der Kreistierarzt auf Weisung des Staatssicherheitsdienstes ihr das Engagement im „Vipperower Friedenskreis“ als unvereinbar mit den Pflichten und Normen einer staatlichen Angestellten darstellen. Die eigentliche „Zielstellung“ des Gespräches aber „besteht in der indirekten Veranlassung zum Arbeitsplatzwechsel“.[63]
Da dieses Ergebnis ausblieb, sollte sich noch einmal, mit ähnlicher Zielstellung, der Vorsitzende des Rates des Kreises Röbel im Februar 1985 mit Karin Teichert unterhalten, was sekundär den Zweck der „Disziplinierung, Verunsicherung und Zersetzung des ‚Friedenskreises-Vipperow‘“[64] mitverfolgte.
Folgen hatte das Seminar auch für den Niederländer Wilhelmus-Cornelis Baijens, der auf der Heimreise an der Grenzübergangsstelle Marienborn auf eventuell mitgeführte Fotografien von der oben beschriebenen Ausstellung untersucht wurde. Diese wurden zwar nicht gefunden, dafür aber die Arbeitsmaterialien des Friedensseminars, welche er behalten durfte. Angeordnet wurde diese gezielte Grenzkontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit.
Das Deckblatt dieser Arbeitsmappe war mit einer Grafik bedruckt, die stilisiert einen ein Gewehr zerbrechenden Menschen wiedergibt. „Durch die Vereinten Nationen war das Symbol der ‚Gewehrzerbrechende‘ des DDR-Künstlers Gerhard Voigt schon 1981 anläßlich eines Wettbewerbes für die zweite Abrüstungssondersitzung prämiert worden. [...] Als es in die Friedensbewegung Eingang fand, wurde es jedoch von der SED zurückgezogen.“[65]
Dies übersahen die Grenzbeamten im Fall Baijens. Es reizte am 14. November 1983 aber Polizisten auf der Autobahn Berlin-Dresden. Sie hielten dort den Wagen des Seminarteilnehmers Wolfgang Mau an, welcher an der Heckscheibe diese Grafik mit der Unterschrift „Geht es ohne Gewalt? Teterow 1983“ angebracht hatte. Am Kragen trug er eine Plakette mit demselben Symbol. Nach der Weigerung, die Grafik aus dem Fenster zu entfernen und die Plakette abzunehmen, mußte er seine Ausweis-Papiere abgeben und der Polizei nach Lübben folgen, wo er länger festgehalten wurde. Danach war Mau „aus psychischen Gründen [...] die Fortsetzung der Fahrt unmöglich“,[66] so daß er Dresdner Freunde um Hilfe bitten mußte. Seinen bereits vorher gestellten Ausreiseantrag wiederholte er am 21. November 1983 unter Hinweis auf diesen Vorfall. Diesem wurde später stattgegeben.
Landessuperintendent Winkelmann aus Neustrelitz sollte laut einer „Konzeption zur weiteren Zurückdrängung und Unterbindung von Aktivitäten des ‚Friedenskreises‘ des Pfarrers Meckel“ veranlaßt werden, die Pastoren Gutzeit und Pietsch (der mehrere IM-Berichte zur Vor- und Nachbereitung des Friedensseminar 1983 verfaßte) derart zu disziplinieren, daß zukünftig „gleichgelagerte Aktivitäten im Interesse des Verhältnisses Staat-Kirche ausgeschlossen werden“[67] können.
Der „Kirchenpolitische Bericht“ für den Zeitraum Juli-September 1983 des Stellvertreters für Inneres des Rates des Kreises Neustrelitz, Zeppelin, vermerkte für das Friedensseminar verfälschend: „Pastor Pietsch sowie die anderen Pastoren des Kreises beteiligten sich nicht daran. Auch der Einfluß von Pastor Meckel aus Vipperow, gezielt Aktivitäten zu entwickeln, fand keine Resonanz.“[68] Diese Feststellung war insoweit nicht zutreffend, da einerseits mindestens Pfarrer Gutzeit am Friedensseminar teilnahm, andererseits in Dokumenten dieser Behörde Meckels Wirken als einflußreich eingeschätzt wurde.
[1] „Einschätzung zum OV ‚Wanderer‘“ vom 14. Januar 1987 durch BV Nbg. Abt XX/4, Stasiakten Meckel Band 7 Blatt 108, Archiv Meckel.
[2] Kessin bei Rostock. „Im Kessiner Friedenskreis liefen bis 1984 auch die Fäden für die Vorbereitung und Durchführung der Friedenswanderungen - später in ‚Mobile Friedensseminare‘ umbenannt, um damit einer Anmeldepflicht zu entgehen - zusammen [...].“ Diese Feststellung bezieht sich ausschließlich auf die von Lietz veranstalteten Friedensseminare und das von 1982. Heiko Lietz: Die Entwicklung der Opposition im Norden, S. 278.
[3] Ein Landessuperintendent der Mecklenburgischen Landeskirche ist ein Pfarrer, der mit der Führung eines „Sprengels“, der mehrere Pfarrstellen und deren Pfarrer umfaßt, beauftragt ist.
[4] Meckel war zwischen September 1980 und September 1982 als Vikar in Vipperow. Da er als solcher noch nicht über die vollen Amtsrechte eines ordinierten Pfarrers verfügte, konnte ihm Landessuperintendent Timm (noch) verbindliche Weisungen erteilen.
[5] Vgl. Handschriftliche Notizen von Heiko Lietz zum Friedensseminar von 1982, Archiv Lietz.
[6] Zur Arbeitsgruppe Frieden (AGF), einer 1981 von der ELLKM gegründeten Arbeitsgruppe für die Koordinierung der Arbeit der verschiedenen Gruppen innerhalb der Landeskirche, siehe Kapitel 3.
[7] Henning Utpatel und Michael Körner waren zu diesem Zeitpunkt noch Studenten der Theologie. Nach ihren Vikariaten wurden sie Pfarrer in der Mecklenburgischen Landeskirche. Utpatel ist heute Pfarrer in Berlin, Körner Landtagsabgeordneter der SPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
[8] Abschrift eines mündlichen Berichtes des IM „Klaus Kruse“ (Pfarrer Hermann Pietsch, Strasen), den dieser bei einem Treff in einer konspirativen Wohnung am 11. Februar 1982 in Neustrelitz seinem Führungsoffizier Oberleutnant Mäding von der Abteilung XX/4 der BV Neubrandenburg gab. BSTU Ast. Nbg., BV Nbg. LA 790/85 (Abt XX I 1873/71 Teil II, Band II), Blatt 164.
[9] „Einleitungsbericht zur operativen Personenkontrolle“ Markus Meckels vom 11. Mai 1982, verfaßt vom Leiter des Referates 4 der Abteilung XX der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit Neubrandenburg Gräber, Stasiakten Meckel Band 2 Blatt 009, Archiv Markus Meckel.
[10] Der Oberkirchenrat (OKR) ist das ständige kirchenleitende Organ der Mecklenburgischen Landeskirche. Dessen mit Sitz und Stimme ausgestattete hauptamtliche Mitglieder (Theologen oder Juristen) führen ebenfalls die persönliche Amtsbezeichnung Oberkirchenrat.
[11] Brief Oberkirchenrat an Pastor Dieter Nath vom 12. April 1982. Ging in Abschriften an Landessuperintendent Timm (Malchin), Landessuperintendent Ohse (Bad Doberan), Pastor Wunderlich (Röbel) und Vikar Meckel (Vipperow), Archiv Meckel.
[12] Brief Oberkirchenrat an Landessuperintendent Timm vom 22. April 1982, ging in Abschriften an Landessuperintendent Ohse, Pastor Nath, Pastor Wunderlich und Vikar Meckel, Archiv Meckel. Auch abgedruckt in: Heiko Lietz: Die Entwicklung der Opposition im Norden, S. 287.
[13] Ebenda.
[14] Aus „Einleitungsbericht zur operativen Personenkontrolle“ Markus Meckels, Stasiakten Meckel Band 2 Blatt 010, Archiv Meckel.
[15] Innerhalb der Mecklenburgischen Landeskirche führt der Propst ein zwischen den Landessuperintendenten und den Gemeinde-Pfarrern angesiedeltes spezielles Pfarramt.
[16] Vgl. „Einleitungsbericht zur operativen Personenkontrolle“ Markus Meckels, Stasiakten Meckel Band 2 Blatt 009. Näheres zum Gesprächspartner Wunderlichs vermerkt die Akte nicht.
[17] Ebenda.
[18] LHMV Best. RdB Nbg. Z/77/90 - 816.
[19] Siehe Karte im Anhang.
[20] Gespräch mit Henning Utpatel vom 1. Februar 1999.
[21] Gespräch mit Markus Meckel vom 20. Dezember 1999.
[22] Ebenda.
[23] Aus „Ergänzende Erfassungsangaben ZPDB“ zu Meckel vom 13. Oktober 1982 durch die Abt. XX der BV Nbg. des MfS, Stasiakten Meckel Band 2 Blatt 208, Archiv Meckel.
[24] „Ausspracheprotokoll des Gruppengespräches des Rates des Kreises Röbel mit den Pastoren“ vom 24. September 1982, LHMV Best. RdB Nbg. Z/77/90 - 816.
[25] Vgl. „Einschätzung der Pastoren im Kreis Röbel unter besonderer Berücksichtigung der Friedensdekade“ durch den Stv. für Inneres des RdK Röbel vom 17. November 1982, LHMV Best. RdB Nbg. Z/77/90 - 816.
[26] Zum Vipperower Friedenskreis vergleiche: Heiko Lietz: Die Entwicklung der Opposition im Norden, S. 279.
[27] Aus „Eröffnungsbericht zur vorgangsmäßigen Bearbeitung“ der Person Meckels vom 7. April 1983, Stasiakten Meckel Band 2 Blatt 42, Archiv Meckel.
[28] Darauf verwies Timm in einem Gespräch mit Geisler vom 14. Juni 1983. „Protokoll über ein Gespräch mit Landessuperintendent Timm aus Malchin am 14. 6. 1983“ Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 092, Archiv Meckel.
[29] Vgl. „Staatliche Maßnahmen der Kirchenpolitik“ undatiert vom Stv. für Inneres des RdB Nbg., LHMV Best. RdB Nbg. Z/77/90 - 874.
[30] „Staatliche Maßnahmen zur kirchenpolitischen Situation im Bezirk Neubrandenburg. In Ergänzung geplanter Aktivitäten 1983“ undatiert, LHMV Best. RdB Nbg. Z/77/90 - 874.
[31] „Zur offensiven Zurückdrängung und Unterbindung genannter Vorhaben wurden auf Veranlassung des Stellv. Operativ, Gen. Oberst Regner, Vorbeugungsgespräche durch den Stellv. Inneres, Rat des Bezirkes, mit den jeweils zuständigen Superintendenten Timm (Malchin) Winkelmannn (Neustrelitz) zu den uns bekannten vorgesehenen Aktivitäten des Friedenskreises geführt.“ Aus „Information zu den geplanten Aktivitäten des Friedenskreises Vipperow. Krs. Röbel“ der Abt. XX der BV Neubrandenburg an den Leiter der HA XX/4 des MfS in Berlin vom 15. Juli 1983, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 085, Archiv Meckel.
[32] Die mit übersetzten Auszügen versehene ADN-Mitteilung, die an die BV Nbg. des MfS ging und in den Stasiakten Meckels abgelegt wurde, ist mit diversen handschriftlichen Vermerken versehen. Diese besagen, daß Geisler am 13. Juni 1983 informiert wurde, ein Exemplar die Volkspolizei (VP) erhalten und der operative Einsatz verstärkt werden soll. Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 094, Archiv Meckel.
[33] „Protokoll über ein Gespräch mit Landessuperintendent Timm aus Malchin am 14. 6. 1983“ undatiert, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 092, Archiv Meckel.
[34] Ebenda.
[35] „Protokoll der Beratung des Mitarbeiters für Kirchenfragen Schiller beim RdB mit den Stellvertretern der Vorsitzenden der Räte der Kreise für Inneres Neustrelitz und Röbel sowie den Bürgermeistern von Vipperow, Rechlin und Strasen in Neustrelitz“ vom 14. Juli 1983, LHMV Best. RdB Nbg., Z/77/90 - 575.
[36] „Information zu den geplanten Aktivitäten des Friedenskreises Vipperow, Krs. Röbel“ der Abt. XX der BV Neubrandenburg des MfS an den Leiter HA XX/4 des MfS in Berlin vom 15. Juli 1983, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 086, Archiv Meckel.
[37]„Operativinformation zur Durchführung geplanter pazifistischer Aktivitäten sogenannter kirchlicher ‚Friedenskreise‘“ der Abt. XX/4 vom 17. Juni 1983, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 113, Archiv Meckel.
[38] J. Chemnitzer, Jahrgang 1929, war von 1963 bis 1989 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg. Im Dezember 1989 wurde er aus der SED ausgeschlossen, nachdem er schon vorher aller Ämter enthoben wurde.
[39] „Operativinformationen zur Durchführung geplanter pazifistischer Aktivitäten sogenannter kirchlicher ,Friedenskreise‘“, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 113, Archiv Meckel.
[40] Siehe Karte im Anhang.
[41]Aus „Neues Deutschland“ vom 20. Juni 1982, in: „Arbeitsmappe 1983“ S. 17, Archiv Meckel.
[42] Die Arbeitsmaterialien aller Mobilen Friedensseminare waren Erhart Neubert zufolge ein Novum innerhalb der oppositionellen Arbeit in der DDR. „Die Texte der Jahre 1985 bis 1987 von Martin Gutzeit und Markus Meckel, die das Seminar wesentlich beeinflußten, zeigten fast exemplarisch, wie sich aus theologisch-friedensethischen Ansätzen der Umschlag in Rechtspositionen ergab.“ Neubert, S. 470/603.
[43] „Information zur Mecklenburgischen Friedenswanderung in der Zeit vom 30. 7. 1983 bis 7.8. 1983 - Friedenskreis Pfarrer MECKEL, Vipperow, Kreis Röbel“ von der BV Nbg. des MfS wahrscheinlich an die HVA XX/4 des MfS in Berlin, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 135, Archiv Meckel.
[44] Erklärung der Weltversammlung „Für Frieden und Leben, gegen Atomkrieg“ vom 21.-26. Juni 1983 in Prag, in: „Freie Erde“ (Tageszeitung der SED im Bezirk Neubrandenburg) vom 27. Juni 1983, in: „Arbeitsmappe 1983“ S. 15, Archiv Meckel.
[45] Dies ist in Beziehung zum Vorschlag des Politisch Beratenden Ausschußes des Warschauer Paktes vom 4./5. Januar 1983 zu sehen, der einen militärischen Gewaltverzicht und einen Verzicht auf die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen gemeinsam mit der NATO vorsah.
[46] „Stellungnahme des Friedenskreises der Kirchengemeinde Alt-Pankow (Berlin)“ in: „Arbeitsmappe 1983“ S. 29, Archiv Meckel.
[47] „Arbeitsmappe 1983“ S. 13.
[48] Persönliche Friedensverträge sollten auf personeller Ebene zwischenstaatliche Friedensverträge vorbereiten und begünstigen. Schon seit Anfang der achtziger Jahre konnten sich so je ein Bürger des Ost- und Westblocks schriftlich gegenseitig den Verzicht auf Gewalt und Bedrohung versprechen. Persönliche Friedensverträge waren bis zum Ende der DDR ein häufig angewandtes Instrument vor allem deutsch-deutscher Annäherung auf der Basis der jeweiligen Friedensbewegung.
[49] W. Erler war als Mitglied des Friedenskreises Pankow Teilnehmer des Mobilen Friedensseminars.
[50] Hannes Knapp war ein nach Differenzen mit seinem staatlichen Arbeitgeber freiberuflich arbeitender Biologe. In Mecklenburg wohnhaft, inspirierte er wesentlich die sich in den 1980er Jahren verstärkt entwickelnde DDR-Ökologiebewegung.
[51] So Pietsch in der 3. Person über sich selbst in: „Information zum Friedenskreis Meckel“ vom 11. Juli 1983, BSTU Ast. Nbg., BV Nbg. Abt. XX I 1873/71 Teil I Band II, Blatt 244.
[52] Zum Pankower Friedenskreis siehe: Erhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, S. 465.
[53] Gudrun Rein im Gespräch vom 9. Juli 1999. G. Rein war Mitglied des Pankower Friedenskreises.
[54] „Information des Rates des Kreises Malchin Abt. Inneres an RdB Stv. Inneres über die Orte Zarnekow und Kittendorf“ vom 3. August 1983, LHMV Best. RdB Neubrandenburg Z/77/90 - 820.
[55] Vera Wollenberger/Lengsfeld war Mitbegründerin des Pankower Friedenskreises und 1983 aus der SED ausgeschlossen worden. Im Jahre 1987 gründete sie mit anderen die „Kirche von unten“ und wurde wegen der „Liebknecht-Luxemburg Demonstration“ vom Januar 1988 im selben Jahr nach Großbritannien abgeschoben. Nach Mitgliedschaft in der Partei Bündnis 90/DIE GRÜNEN trat sie 1996 zur CDU über und gehört für diese dem Deutschen Bundestag an.
[56] Jürgen Ehlers trug den IM-Decknamen „Horst Hoffmann“.
[57] Vgl. Vera Wollenberger: Virus der Heuchler. Innenansicht aus Stasiakten, Berlin 1992, S. 33-35.
[58] Zur Jenaer Friedensgemeinschaft siehe: Erhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, S. 485-489.
[59] Nach „Inhaltliche Beschreibung der Ausstellung in der Stadtkirche Teterow am 6./7. 8. 1983“ vom 12. August 1983 durch die Abt. XX der BV Nbg, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 141, Archiv Meckel.
[60] Vortrag „Geht es ohne Gewalt?“, maschinenschriftliches Manuskript, Archiv Gutzeit.
[61] Aus „Monatsbericht Juli 1983“ zum OV „Wanderer“, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 033, Archiv Meckel.
[62] „Konzeption zur weiteren Zurückdrängung und Unterbindung von Aktivitäten des ‚Friedenskreises‘ des Pfarrers Meckel in Auswertung der durchgeführten Veranstaltungen in Teterow“ vom 15. August 1983. Verfaßt von Abt. XX/5 der BV des MfS in Nbg., Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 152, Archiv Meckel.
[63] Ebenda.
[64] „Operativplan zum OV ‚Wanderer‘“ vom 5. Februar 1985, Stasiakten Meckel Band 4 Blatt 036, Archiv Meckel.
[65] Erhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, S. 425.
[66] „Antrag auf Wohnsitzverlegung in die BRD“ vom 21. November 1983 von Wolfgang Mau an das Ministerium des Inneren, LHMV Best. RdB Nbg. Z/77/90 - 820.
[67] „Konzeption zur weiteren Zurückdrängung und Unterbindung von Aktivitäten des ‚Friedenskreises‘ des Pfarrers Meckel in Auswertung der durchgeführten Veranstaltungen in Teterow“ vom 15. August 1983. Verfaßt von Abt. XX/5 der BV des MfS in Nbg, Stasiakten Meckel Band 1 Blatt 152, Archiv Meckel. Hier wird erstmals die vom Staatssicherheitsdienst LSP Winkelmann zugedachte und von diesem (aus welchen Gründen auch immer) oft bereitwillig eingenommene Rolle eines Behinderers des Mobilen Friedensseminars deutlich angesprochen. Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Staatssicherheitsdienstes war LSP Winkelmann nicht.
[68] „Kirchenpolitischer Bericht für den Berichtszeitraum Juli-September“ vom 20. September 1983 vom Stv. für Inneres RdK Neustrelitz, LHMV Best. RdB Nbg., Z/77/90 - 575.