Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Ralswiek: Sozialdemokrat flüchtet in die Bundesrepublik

31. Oktober 1956

Sozialdemokratie Republikflucht

Am 31. Oktober 1956 flüchtete der Ralswieker Sozialdemokrat und Lehrer Hans-Georg Marquardt[1] in den Westen. Durch die Zwangsvereinigung unfreiwillig SED-Mitglied geworden galt er als politisch „unzuverlässig“ und „bewährte sich“ gezwungenermaßen im Uranerzbergbau in Aue. Er sagt selbst: "Ich habe mich nicht immer sehr zurückhaltend geäußert, im Kreise von Vertrauten mit meiner Meinung nicht immer hinter dem Berg gehalten. Ich hatte wohl so etwas, was Außenstehende eine ‘sozialdemokratische Meinung’ nannten; eigentlich haben Außenstehende mich zum Sozialdemokraten gestempelt. Aber noch einmal: Ich habe mich nicht als Feind der DDR gefühlt – damals“. Nachdem er eine eigene Wohnung gefunden hatte gab er „seine Privatpapiere bis zum endgültigen Auszug aus dem Bergarbeiterheim seinem Steiger in Verwahrung … ‚Auters hieß der Mann. Und der hat alle meine Unterlagen - da hatte ich mir unter anderem all die Witze aufgeschrieben, die wir uns seit 1946 so erzählt hatten -, der hat also alle meine Unterlagen noch am gleichen Tag an die Parteileitung des Schachtes weitergegeben; und die hat dann alles gleich weitergeleitet an die Zentrale in Chemnitz, an die Parteileitung dort. Die ‘Wismut’ galt in der DDR als eigenständiger, gesonderter Bezirk. Das weiß ich erst heute aus meiner Stasi-Akte - der Auters wollte die Frau haben, die ich heiraten wollte und auf die ich so stolz war damals. Nach den Unterlagen hat er eine wichtige Rolle gespielt; er hat als Erster an meinen Papieren erkannt, ich sei subjektiv ein Feind der DDR.`“ Marquardt wurde verhaftet, und am 7. Januar 1952 wegen Boykotthetze zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt die er in den Zuchthäusern Zwickau, Waldheim und Torgau verbrachte. Nach Haftverbüßung floh er in die Bundesrepublik.[2]

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/...

[2] https://www.ndr.de/kultur/gesc...