Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Neustrelitz: Ibrahim Böhme kommt aus der Haft nach Neustrelitz

25. Juli 1978

Theater

Mit Zustimmung Erich Mielkes wurde der MfS-IM Ibrahim Böhme am 25. Juli 1978 aus dem Gefängnis entlassen.  „Um eine ‚Dekonspirierung‘ zu vermeiden, versetzte das MfS Böhme nach Neustrelitz im Bezirk Neubrandenburg. Dieses Arrangement hatte für beide Seiten erhebliche Vorteile: einerseits hatte sich Böhme aus seiner beruflichen und geheimdienstlichen Sackgasse in befreit und sich auf zweifellos unorthodoxe Weise seines geheimdienstlichen Dienstherren versichert. Das MfS andererseits hatte nun einen loyalen und bestens in die  oppositionelle Szene eingeführten IM, der zudem aufgrund seines Ausschlusses aus der SED wegen ‚staatsfeindlicher Hetze‘ und als ehemals von der Stasi ebendeshalb inhaftierte Person eine mutmaßlich hohe Glaubwürdigkeit besaß.“[1] Böhme nahm den IM-Decknamen „Rohloff“  an und wurde am 26. Juli Mitarbeiter des Theaters Neustrelitz, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Offiziell war er anschließend einer der bekanntesten Oppositionellen in Mecklenburg, inoffiziell berichtete er auch intimste Details aus dem Leben von Oppositionellen an das MfS.

[1] Gohle, Peter: Von der SDP-Gründung zur gesamtdeutschen SPD: Die Sozialdemokratie in der DDR und die Deutsche Einheit 1989/90, Bonn 2014.