Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Negast: Karl Krull in Negast erschossen

20. Juli 1932

Sozialdemokratischer Widerstand Schulen Gedenken

Karl Krull[1] kam am 27. Oktober 1905 in Fuhlendorf[2] auf die Welt. Nachdem er das Lehrerseminar in Franzburg absolviert hatte wurde er Hauslehrer auf der Greifswalder Oie und anschließend Lehrer in Greifswald. Hier trat er der SPD wie auch dem „liberalen“ Turnverein bei.

Neben seiner Mitgliedschaft im SPD-Ortsvorstand war Krull auch in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer aktiv. Bei der Durchsetzung von Schulreformen achtete er auf die Chancengleichheit aller Kinder beim Bildungserwerb, als eine Grundvoraussetzung für soziale Gleichheit. Parallel engagierte er sich bei den „Falken“,[3] der Kinderorganisation der SPD. Wanderungen, Heimnachmittage, Sport aber auch Gespräche über die sozialen Verhältnisse bildeten ihr Programm.[4]

„Auf einer Demonstration von Mitgliedern und Sympathisanten der Arbeiterparteien, Organisationen und Gewerkschaften am 15. Juli 1932 von Greifswald nach Wiek war er neben dem Unterbezirkssekretär der KPD, Hans Kirchheiner, Hauptredner. Er erläuterte seine Vorstellungen zur Überwindung der wirtschaftlichen und politischen Krise und verurteilte den Terror der Nazis. Die Greifswalder Volkszeitung schrieb am darauffolgenden Tag: ‚Täglich fallen Proletarier jeglicher Art der nationalsozialistischen Hetze zum Opfer. Da heißt es für das Proletariat geeint diesem Feind zu begegnen und in seine Schranken zurückzuschlagen.‘“[5]

Wenige Tage später leitete Krull ein Ferienlager der Falken in einem Wald bei Negast. Am 19. Juli war ein Auftritt Adolf Hitlers in Stralsund geplant. Weil Hitler auf dem Weg nach Stralsund durch Negast fahren sollte fuhren Stralsunder Sozialdemokraten dorthin um das Falken-Lager vor möglichen Übergriffen zu schützen. Auch die  Polizei entsandte ein Kommando um Auseinandersetzungen zu verhindern. Aus nicht endgültig geklärten Gründen[6] schoss die Polizei im Ferienlager auf Krull. Er starb am 20. Juli 1932 im Stralsunder Krankenhaus.

Am 5. Juni 1945 wurde eine Strasse in Stralsund in Karl-Krull-Straße umbenannt. Im Jahr 1955 wurde in Negast und 1969 in Stralsund  ein Gedenkstein für Krull eingeweiht.  In der Greifswalder  Bleichstrasse steht vor der  Karl-Krull-Schule ein Gedenkstein für ihn.

 

 

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/...

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhlendorf_(Vorpommern)

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/...

[4] Vgl. Lamprecht, Werner: Karl Krull, in: Schwabe, Klaus:  Wurzeln, Traditionen und Identität der Sozialdemokratie in Mecklenburg und Pommern, Schwerin 1999, S. 71f.

[5] Ebenda, S. 72.

[6] Karl Heinz Jahnke schreibt bspw.: „Unter dem Vorwand, bewaffnete Kommunisten aufspüren zu wollen, überfiel am Abend des 19. Juli 1932 ein Polizeikommando unter Leitung des Polizeioberleutnants Braun das Kinderlager der ‚Roten Falken‘ im Negaster Wald bei Stralsund. Mit entsicherten Gewehren stürmte das Kommando das Lager, in dem sich etwa 100 Arbeiterkinder befanden. Ohne Warnung erteilte der Polizeioberleutnant den Schießbefehl. Beim Überfall wurde das Mitglied des Ortsvorstandes der SPD in Greifswald, der Lehrer Karl Krull, einer der Funktionäre der Arbeiterjugendbewegung, der sich unermüdlich für die Einheitsfront der Arbeiterklasse eingesetzt hatte, durch eine Kugel tödlich verletzt.“ Jahnke, Karl Heinz: Der antifaschistische Widerstandskampf unter Führung der KPD in Mecklenburg 1933 bis 1945, Berlin 1985, S. 35.