Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Lubmin: Ehemaliger KKW-Mitarbeiter berichtet in Berlin über Kraftwerk

19. Mai 1988

KKW Greifswald Tschernobyl

Von einer oppositionellen Abendveranstaltung in der Ost-Berliner Bartholomäusgemeinde am 19. Mai 1988 zum Thema: „Zwei Jahre Tschernobyl-Risiken der Kernenergie“ berichteten staatliche Stellen: „Eine männliche Person äußerte, daß er früher im Kernkraftwerk Lubmin/ Greifswald gearbeitet hat. Er bestätigte das Vorgetragene, weil er selbst beim Bau des genannten KKW mitgewirkt hat und vor allem Einblick in die baulichen Probleme gewann. Dabei ging es z.B. um die Verlegung des Kühlsystems, dessen Bedeutung durch Frau Müller genannt wurde. Es wurde der Bau weiterer KKW in der DDR genannt, wobei dieses auf Unverständnis gestoßen ist, da Erich Honecker in einem Interview mit einer dänischen Zeitung sagte, daß, wenn die Ereignisse um Tschernobyl ausgewertet sind, müssen wir uns über die Probleme unterhalten, denn über Kernenergie ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. … Bei der Darstellung konkreter Havarien beschränkte sich Dr. Fischbeck auf die Wiedergabe von Veröffentlichungen westlicher Medien wie z.B. dem Spiegel. Dabei wurden durch ihn schwerpunktmäßig Havarien in KKW sozialistischer Staaten genannt. So soll z.B. 1982 im Gebiet Baku ein Kühlsystem einer KK-Testanlage explodiert sein, in Bulgarien das Kühlsystem eines KKW ausgefallen sein und nur durch die Zuschaltung der Notkühlanlage eine schwere Havarie abgewendet werden konnte. In unserem KKW Lubmin sollen schon zwei Störungen aufgetreten sein.“[1]

[1] Aktenvermerk zur Veranstaltung  im Gemeindeheim der Bartholomäusgemeinde vom 19.5.1988, 19.30-21 Uhr, Landesarchiv Berlin C Rep. 104  Nr. 568.