1. Januar 1982
Auf dem Armeeflugplatz in Laage waren in den 1980er Jahren Bausoldaten beschäftigt.[1] Pastorin Ingeborg Timm aus Laage beherbergte einige von ihnen zwischen 1982 und 1988:
„Denk ich an die Bausoldaten, dann sehe ich stapelweise Taschen mit Zivilbekleidung in unserem Flur stehen, zu dem sie jederzeit Zugang hatten, dann sehe ich einige Autos auf unserem Hof stehen, und dann fällt mir das schier endlose Telefonieren im Amtszimmer ein. Sie saßen mit an unserem Abendbrotstisch, am Fernseher, tranken mit unseren größeren Söhnen Tee und genossen wohl ganz einfach ein wenig familiäre Atmosphäre. Damit die Frauen der Bausoldaten auch einfach mal einen Blick bekommen, wo ihre Männer leben und arbeiten, boten wir Ihnen unsere Gästezimmer an. So lernten wir auch einige Frauen kennen, die wiederum schon mal Kleinkinder mitbrachten. Die Bausoldaten waren eine große Bereicherung unseres Gemeindelebens. In der Adventszeit brachte einer seine Zither aus dem Erzgebirge mit in den Gemeindeabend und spielte darauf Adventslieder. Einzelne konnten Orgel spielen, und da damals kein Organist regelmäßig im Gottesdienst spielte, übernahm dann ein Bausoldat diesen Dienst. Der Posaunenchor bekam ebenfalls hin in wieder Verstärkung. Ein damals schon sehr bekannter Cembalist benötigte zum Üben ein Klavier. Aber im Objekt war keins. Da gab die Kirchengemeinde ein Klavier, das nicht mehr benötigt wurde, für die Bausoldaten. Der Cembalist bedankte sich dafür mit einen kleinen Klavierkonzert im Pfarrhaus, zu dem die Pfarrgemeinde eingeladen war. …Ich erinnere mich noch an einen Adventisten, der erreicht hatte, dass er immer sonnabends in den Ausgang kam, er war dann morgens nach 6:00 Uhr bei uns, zuckt sich zivil an, voll mit deinem Trabant, der ständig auf dem Vorstand, nach Berlin zu seiner Familie und war pünktlich Sonntag früh zurück, denn um 6 Uhr endete sein Ausgang. Einige Bausoldaten hielten sich zur Jungen Gemeinde und einer fand dort die Frau fürs Leben. Wir waren auch bemüht, für Sie Kontakte zu Gemeindegliedern herzustellen, was in einigen Fällen zu Freundschaften, weit über dir Militärzeit hinaus führte. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, einigen jungen Männern in diesem besonderen Abschnitt ihres Lebens Geborgenheit und Wärme im Pfarrhaus gegeben zu haben.“[2]
[1] Vgl. Koch, Uwe/Eschler,Stephan, Zähne hoch Kopf zusammenbeißen. Dokumente zur
Wehrdienstverweigerung in der DDR von 1962 – 1990, Kückenshagen 1994, S. 105.
[2] Eisenfeld, Bernd/ Schicketanz, Peter: Bausoldaten in der DDR. Die „Zusammenführung feindlich-negativer Kräfte“ in der NVA, Berlin 2011, S. 340.