1. Juni 1933
Im Sommer 1933 geriet der Güstrower Domprediger Johannes Schwartzkopff in das Visier der nationalsozialistischen Justiz. Ihm wurde vorgeworfen, ein in Berlin gedrucktes Rundschreiben mit dem Titel „Die Stunde der Entscheidung ist da“ verbreitet zu haben – ein Aufruf des Kapitäns zur See Martin Schulze zur kirchlichen Lage nach der Berliner Sportpalastkundgebung der Deutschen Christen. Das Schreiben, das bei Max L. G. Eisermann in Berlin-Steglitz gedruckt worden war, rief Pfarrer und Laien in der Landeskirche dazu auf, sich der politischen Vereinnahmung der Kirche zu widersetzen. Schwartzkopff, der in Güstrow bereits als entschiedener Kritiker der nationalsozialistischen Kirchenpolitik galt, wurde damit Teil der frühen jungreformatorischen Bewegung in Mecklenburg. Diese hatte sich im Juni 1933 zunächst als „Bund deutscher Lutheraner“ gebildet und wurde von führenden Theologen wie Lic. Gottfried Holtz, Johannes Schwartzkopff und Henning Fahrenheim getragen. Aus diesem Zusammenschluss ging später ein Kern der Bekennenden Kirche in Mecklenburg hervor, die den Anspruch der Deutschen Christen auf Alleinherrschaft in der Landeskirche offen in Frage stellte.