Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Grimmen: Pastor bekam vor Friedensdekade regelmäßig Besuch vom Rat des Kreises

1. November 1985

Evangelische Jugendarbeit Friedensdekade

Der Grimmener Pastor Wenzel erinnert sich: „Im Vorfeld der Friedensdekade stellte sich ziemlich regelmäßig ein Besuch vom Rat des Kreises Grimmen, Abt. Inneres, der Zuständige für Kirchenfragen, ein. Wir erinnern uns, dass er sich gern auf eine Tasse guten Kaffee einladen ließ. Er fühlte sich als einer ‚der Sieger der Geschichte‘. Er wollte erkunden, was wir denn so in der Friedensdekade vorhätten. Wir ließen ihn wissen, dass er bzw. seine Dienststelle doch schon lange bestens über das Material Bescheid wüssten. Das ließ er unkommentiert so stehen….Die Friedensdekaden begannen bei uns in Grimmen ab 1985 mit der sogenannten Friedensnacht, gemeinsam mit jugendlichen Gästen aus Greifswald, Wolgast, Barth, Stralsund und einzelnen Jugendlichen aus anderen Orten. Sie begann mit einem musikalischen Programm im Gemeindehaus oder in der Kirche mit einer besonderen Begrüßung derer, die aus beruflichen Gründen anwesend waren und für den Abend bezahlt wurden. So wurde signalisiert, dass wir uns der Überwachung durch das MfS sicher waren. Zu jeder vollen Stunde folgte ein kurzes thematisches Angebot, durch Jugendliche gestaltet, zwischendurch aufwärmen im Gemeinderaum, basteln, spielen, Gespräch, ruhen auf Stühlen oder zwischen den beheizten Kirchenbänken. Im Altarraum lag als Symbol ein großes Holzkreuz mit vielen Kerzen.“[1]

[1] Erinnerungen Pastor Wenzel, Privatarchiv des Verfassers.