Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Greifswald: Briefwechsel Gienke-Honecker löst Protest aus

18. Juli 1989

Domeinweihung Greifswald

Am 18. Juli 1989 veröffentlichten Rundfunk, Fernsehen und Presse der DDR einen Briefwechsel zwischen dem Greifswalder Bischof Horst Gienke und SED-Chef Erich Honecker. Gienke hatte Honecker nach der umstrittenen Domeinweihung in Greifswald vom 11. Juni 1989 am 3. Juli schriftlich für sein Kommen, dessen Rathausansprache wie auch die Fernseh-Liveübertragung der Einweihung gedankt. Außerdem distanzierte er sich von der kritischen

Berichterstattung mancher Kirchenzeitungen über diesen Tag.[1] Honeckers Antwort vom 18. Juli versicherte ihm, „unser sozialistischer Staat wird unbeirrt an Geist und Buchstaben der Begegnung vom 6. März 1978 festhalten. Offenheit, Berechenbarkeit, Sachlichkeit und Konstruktivität haben sich – bei klarer Trennung von Staat und Kirche - als gute Normen unseres gemeinsamen Weges erwiesen. Auch in Zukunft werden die Achtung vor der Überzeugung und dem Auftrag des anderen, Toleranz und Verständnis unser Zusammenleben in diesem Land bestimmen, werden die Bürger gleichgeachtet,

gleichberechtigt, gleichverpflichtet unsere sozialistische Heimat mitgestalten können.“[2] Der Synodale und spätere Ministerpräsident von MV, Berndt Seite, protestierte nach diesem Briefwechsel wie viele andere mit Briefen an Gienke gegen die staatsnahe Art der Domeinweihung und den anschließenden Briefwechsel. Seite schrieb gemeinsam mit anderen: „Wir appellieren ans Sie, in Zukunft die Theologie des Kreuzes in Gedanken, Worten und Werken sichtbarer werden zu lassen.“[3]

 

[1]https://books.google.de/books?...

[2] Linke, Dietmar/ Fuchs, Jürgen: Streicheln, bis der Maulkorb fertig ist: die DDR-Kirche zwischen Kanzel und Konspiration, Berlin 1993, S. 80.

[3] https://books.google.de/books?...