Widerstand in Mecklenburg-Vorpommern

Brüel: Willi Mohnert versuchte zu fliehen

1. August 1967

Republikflucht

Willi Mohnert aus Brüel hatte versucht mit Frau und Sohn über Bulgarien aus der DDR zu fliehen. Sie wurden verhaftet und er wurde in Cottbus inhaftiert. Er schreibt: „Verhaftung am 1. August 1967 an der Schwarzmeerküste in Bulgarien. Nach einigen Tagen Untersuchungsgefängnis in Varna dann in Sofia, wo wir das erste Mal Bekanntschaft mit der Stasi machten, bevor wir mit einer Sondermaschine in die DDR gebracht wurden. Ich war bis zur Gerichtsverhandlung im Sommer 1968 bei der Stasi in Schwerin. Meine Ehefrau Hedwig Mohnert zunächst auch, wurde aber nach einigen Selbstmordversuchen nach Waldheim gebracht und dort mit Spritzen behandelt. Bei der Gerichtsverhandlung habe ich meine Frau kaum wiedererkannt. Ich habe die Frage gestellt, ob es notwendig war, meine Frau in so einen Zustand zu versetzen. Daraufhin wurde die Verhandlung unterbrochen und mein ‚Verteidiger‘ mußte mich verwarnen. Meine Frau erhielt zwei Jahre, kam nach Berlin und wurde im November 1968, also nach gut 15 Monaten, aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Ich wurde zu 4 1/2 Jahren verurteilt, und gesessen habe ich 45 Monate. Am 5. Mai 1971 wurde ich entlassen. Nach langer Wartezeit und durch die Unterstützung von Herrn Dr. Wolfgang Vogel konnten meine Frau und ich am 28. März 1983 die DDR verlassen. Unser Sohn Wolfgang konnte dann im März 1984 kommen. Damals hatte er zwar sein Studium an der Handelshochschule in Leipzig schon beendet, war aber wegen seiner Eltern vielen Schikanen ausgesetzt.“[1]

[1] Skribanowitz, Gert: "Feindlich eingestellt".  Vom Prager Frühling ins deutsche Zuchthaus, Sindelfingen 1991, S. 93f.